Business Angels
Dr. Rahel Stichtenoth

Business Angel
Meine Rolle als Angel sehe ich wirklich in der Unterstützung der Gründer*innen.
Dr. Rahel Stichtenoth
teilt ihre Erfahrungen als Business Angel


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Das Schönste finde ich, dass man viele verschiedene Leute und Ideen kennenlernt. Dabei kann ich auch mit meiner Erfahrung aus den letzten Jahrzehnten echten Mehrwert in die Startups bringen. Denn Gründer sind oft jünger und haben weniger unternehmerische Erfahrung, brennen aber dafür für ihre Idee. Da kann man als Business Angel gut die Wissenslücken ausfüllen.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Aus der Finanzplanung kann man unglaublich viel ablesen. Wie ist das Geschäftsmodell? Wie ist die Planung? In welchen Bereichen sollen Ausgaben getätigt werden? Wo werden Mitarbeiter eingestellt? Was für einen Fokus gibt es auf Marketing und Sales. Ist das Ganze wirklich skalierbar? Viele Start-ups wollen skalierbare Geschäftsmodelle erarbeiten, teilweise ist es aber gar nicht skalierbar, man sieht dann anhand der Finanzplanung, dass das Wachstum auf lediglich immer mehr Sales-Mitarbeitern beruht, und das ist für mich kein skalierbares Geschäftsmodell. Wie viel Geld wird insgesamt gebraucht? Wie lang ist die Runway der ersten Angel-Runde? Wann gibt es ein Break-even?
Es kommt eigentlich alles daraus hervor, und ich kann vorab nicht sagen, das ist jetzt gut, das ist jetzt schlecht, so müssen die KPIs aussehen, sondern das ist ein Zusammenspiel aus den verschiedenen Sachen. Das ist eine ganz individuelle Sache für jedes Start-up, wo man einfach eintaucht und guckt. Ist das Ganze plausibel oder sehe ich irgendwo einen Bruch? Dann kann ich darüber mit den Gründern sprechen, dass als Feedback geben und gucken, wie sie darauf reagieren. Eine total perfekte Finanzplanung macht mich eher skeptisch, weil dann die Frage kommt, haben sie die überhaupt selber gemacht oder wo haben sie die her kopiert? Anhand dessen kann man im Gespräch herausfinden, was haben sie sich dabei gedacht? Wo kann die Sache noch hingehen? Wo kann man noch bisschen was verändern? Was macht das dann für Auswirkungen?“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Für mich steht bei der Auswahl eines Start-ups das Bauchgefühl an erster Stelle. Das ist in ganz vielen Bereichen im Leben so, dass man darauf hören sollte, das habe ich so über die Jahre gelernt, und so gehe ich auch an neue Start-ups heran. Sind mir die Gründer sympathisch? Das ist total wichtig. Sind sie flexibel? Hören sie auch mal zu? Sind sie engagiert? Brennen sie für ihre Idee? Wie funktioniert das?
Auf der anderen Seite hat man natürlich die Idee, die das Start-up verfolgt und auch den Markt, was eine große Wichtigkeit hat. Finde ich das interessant? Gibt es einen Markt? Kann ich mir vorstellen, dass das Start-up damit groß werden kann? Das spielt natürlich auch immer eine Rolle.
Aber wie gesagt, an erster Stelle stehen die Gründer. Wie funktionieren Sie als Team? Sind sie harmonisch? Sind verschiedene Bereiche abgedeckt? Ich spreche auf jeden Fall mit dem CEO des Start-ups oder demjenigen, der sich um die Investments kümmert. Da muss erstmal alles stimmen. Ich muss das Gefühl haben, dieser Person traue ich zu, eine Firma aufzubauen, groß zu machen, auch neue Investitionsrunden auf die Beine zu stellen, denn das ist ein ganz wichtiger Punkt bei Start-ups, das ist mir irgendwann bewusst geworden, dass sie eigentlich über Jahre damit zu tun haben werden, immer wieder neue Runden vorzubereiten, mit potenziellen Investoren zusprechen, sie zu überzeugen, das läuft im Hintergrund mit. Dann gucke ich mir die Finanzplanung an, das ist für mich eine ganz wichtige Sache, das steht aber an nächster Stelle. Wenn ich alles soweit interessant finde und ein bisschen Vertrauen aufgebaut ist, dann geht es darum, sich mal die Finanzplanung anzugucken. Aus der kann man unglaublich viel ablesen.
Wie ist das Geschäftsmodell? Wie ist die Planung? In welchen Bereichen sollen Ausgaben getätigt werden? Wo werden Mitarbeiter eingestellt? Was für einen Fokus gibt es auf Marketing und Sales. Ist das Ganze wirklich Skalierbar? Viele Start-ups wollen skalierbare Geschäftsmodelle erarbeiten, teilweise ist es aber gar nicht skalierbar, man sieht dann anhand der Finanzplanung, dass das Wachstum auf lediglich immer mehr Sales-Mitarbeitern beruht, und das ist für mich kein skalierbares Geschäftsmodell. Wie viel Geld wird insgesamt gebraucht? Wie lang ist die Runway der ersten Angel-Runde? Wann gibt es ein Break-even? Es kommt eigentlich alles daraus hervor, und ich kann vorab nicht sagen, das ist jetzt gut, das ist jetzt schlecht, so müssen die KPIs aussehen, sondern das ist ein Zusammenspiel aus den verschiedenen Sachen.
Das ist eine ganz individuelle Sache für jedes Start-up, wo man einfach eintaucht und guckt. Ist das Ganze plausibel oder sehe ich irgendwo einen Bruch? Dann kann ich darüber mit den Gründern sprechen, das als Feedback geben und gucken, wie sie darauf reagieren.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Für mich als Business Angel ist mir im Erstgespräch wichtig, dass ich einen Eindruck von euch als Gründer bekomme. Da sind mir folgende Dinge wichtig:
1. Wie seid ihr auf eure Ideen gekommen?
2. Warum habt ihr gegründet?
3. Was wollt ihr mit eurem Startup erreichen?
Dabei ist wichtig, dass ich authentisch rüberkommt und ehrlich seid. Überall gibt es Probleme und die kann man auch mal adressieren. Ich mag es persönlich nicht, wenn alles wunderbar ist und mir sonstige Pläne an den Himmel gemalt werden, die ich den Gründern aber nicht abnehme.
Noch eine Ergänzung für das zweite Gespräch. Also wenn irgendetwas im zweiten Gespräch aufkommt, was nicht mit dem ersten Gespräch übereinstimmt.
Ich finde, wenn ihr für eure Idee brennt, dann könnt ihr es so rüberbringen und euch relativ entspannt darüber unterhalten und möglichst authentisch sein.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Ja, was ist Portfolio Management?
Worum geht es dabei? Mein Portfolio besteht aus den Startups, in die ich investiere. Worauf achte ich da? Ich will natürlich mein Risiko minimieren, das ist klar. Viele Startups schaffen es nicht, was man am Anfang gar nicht denken möchte. Wenn man die ganze Sache intellektuell angeht, weiß man das. Das heißt, ich versuche mein Risiko irgendwie zu minimieren. Ich investiere nicht in lauter ähnliche Startups, die sich alle in der gleichen Phase befinden. Dann hätte ich ein starkes Klumpenrisiko.
Es ist gerade am Anfang aber sehr schwierig bis unmöglich ein gutes Risikomanagement zu betreiben. Um statistisch ein valides Risikomanagement zu betreiben, da brauche ich eine große Anzahl an Investments. Da kenne ich niemanden, der da überhaupt in der Lage dazu ist. Und dann muss ich unglaublich viel Geld am Anfang in die Hand nehmen. Selbst dann hätte ich ein Problem, weil ich dann nur zu einem Zeitpunkt investiert hätte und alle Startups in einer ähnlichen Phase wären. Am Anfang ist das Risiko sehr hoch und dann nimmt es mit der Zeit ab. Wenn schon drei Finanzierungsrunden stattgefunden haben, dann wird das Risiko geringer. Da muss ich mich aber langsam herantasten und das ist einfach schwierig und man muss es langsam aufbauen.
Gut ist natürlich, wenn man nach einer Zeit eine gewisse Anzahl an Startups im Portfolio hat, die sich in unterschiedlichen Phasen befinden. Das merkt man auch daran, wenn man einen Business Angel in der Runde hat, der sein erstes Investment macht, das ist oft für alle Beteiligten ein bisschen anstrengend, weil das verständlicherweise für ihn klappen muss, weil sonst ist das Geld, was er dafür zur Verfügung gestellt hat erstmal weg. Wenn ich 10 Startups im Portfolio habe und eins fällt weg, dann kann ich es verkraften. Die sind oft bei kleineren Problemen sehr nervös und das ist schwierig und nicht zielführend.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Wenn man anfängt zu investieren und quasi seine Karriere als Business Angel startet, dann stehe ich so vor der Frage, ob ich es privat mache oder setze ich eine eigene Beteiligungsgesellschaft dazwischen. Ich selber agiere mit einer Beteiligungsgesellschaft, der ventu-ring GmbH. Da sage ich auch schonmal, dass ich das gut finde und es nie bereut habe (seit 9 Jahren). Aber ich würde nicht sagen, dass eine Beteiligungsgesellschaft immer besser ist. Es kommt immer auf die Situation an. Wenn ich einfach als Hobby ein paar Investments machen will, aber in überschaubarem Rahmen, dann ergibt es überhaupt keinen Sinn eine Beteiligungsgesellschaft zu gründen.
Natürlich bedeutet eine Beteiligungsgesellschaft auch Aufwand und Kosten, ich brauche ein Steuerberater und ich muss eine Bilanz erstellen. Wenn ich es nicht in einem größeren Rahmen unternehmerisch betrachte, macht es nicht unbedingt Sinn.
Aber wenn ich dem schon ein gewisses Volumen und Zukunft einräume, dann hat eine Beteiligungsgesellschaft vor allem steuerliche Vorteile. Ich denke, die sollte man auch nutzen, ich bin natürlich keine Steuerberaterin und deshalb kann ich auch nur so grob meine Einschätzung der Dinge sagen.
Im Einzelfall sollte das jeder mit seinem Steuerberater abklären, aber der große Vorteil ist eben, dass ich Veräußerungsgewinne, wenn die in eine Beteiligungsgesellschaft fließen, dann muss ich davon nur 5 % versteuern, zu einem Steuersatz von ca. 30 % (Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer). Das heißt, dass ich auf grob 1,5 % Steuern komme, die ich auf die Gewinne zahlen muss.
Wenn ich diese Gewinne reinvestieren möchte, dann kann ich es mit so gut wie unversteuertem Geld machen. Die eigentliche Besteuerung findet erst statt, wenn ich die Gewinne der Beteiligungsgesellschaft privatisiere. Dann wird es mit Teileinkünfteverfahren und meinem privaten Steuersatz versteuert, da lande ich üblicherweise so bei 25 %, nämlich im Rahmen der Kapitalertragsteuer. Das kann ich, wenn ich eine Beteiligungsgesellschaft habe, eben in die Zukunft verlegen. Dann, wenn ich es brauche oder in einem Jahr, wo ich vielleicht nicht so viele Einkünfte habe.
Ich kann ganz lange, quasi mit unversteuertem Geld arbeiten. Auf der anderen Seite kann ich auch Veräußerungsverluste gegenrechnen. Das sind so für mich die großen Vorteile von einer Beteiligungsgesellschaft.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Wie ich mich für ein Startup entscheide?
Da geht es mir als Erstes um mein Bauchgefühl gegenüber dem Gründungsteam. Traue ich ihnen zu, dass sie ihre Idee so weit verfolgen und weiter zu entwickeln, dass daraus eine große Unternehmung wird, die eben auch erfolgreich ist.
Traue ich ihnen weitere Finanzierungsrunden zu? Traue ich ihnen eine Entwicklung zu? Einfach mein Gefühl der Persönlichkeit der Gründer und dann eben auch, dass irgendwo ein valides Geschäftsmodell dahinter steht, was wirklich skalierbar ist.
Wo ich Skaleneffekte habe, wo die Customer Acquisition Cost (CAC) mit der Zeit heruntergehen und wo ich einen Markt habe.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Als Erstes sollte man als Business Angel in Krisen zu den Gründern stehen. Damit meine ich nicht, dass man allem zustimmen soll. Es ist auch ganz wichtig sagen zu können, dass ich es ganz anders sehe, da liegt ihr falsch und ich würde eher den oder den Weg gehen. Aber das ganze soll immer eine Unterstützung sein und ja, dass man einfach mit nach Lösungen sucht, Vorschläge macht und auch mal konkret an etwas mitarbeitet.
Ganz wichtig ist es, nicht noch mehr Stress zu erzeugen. In einer Krise stehen die Gründer am stärksten unter Druck und wenn man dann noch ein verschärftes Reporting einfordert, dann geht es nach hinten los. Also wirklich ruhig und sachlich bleiben, das ist nicht immer einfach, weil es um das eigene Investment geht und das eigene Geld, was in Gefahr schwebt, aber man muss sich einfach klarmachen, dass es nicht hilft, noch einen draufzusetzen und nochmal draufzuhauen.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Ich finde es immer schwierig, die richtige Balance zu finden. Ganz vereinfacht ist es so, dass die Gründer Entscheidungen treffen und das Startup schmeißen. Die Business Angels stehen beratend zur Seite, haben häufig schon mehr unternehmerische Erfahrung als die Gründer und sehen vielleicht manchmal etwas, was nicht so gut läuft. Ich denke, dass man als Business Angel den Gründern sehr viel Freiheit lassen sollte.
Die jungen Gründer sind manchmal etwas risikofreudiger, aber können dadurch auch mehr erreichen. Wenn man da immer reinredet, da ist niemandem geholfen. Andererseits ist es auch wichtig, begründete Bedenken zu äußern. Wenn irgendwas in die falsche Richtung geht, dass man es eben auch äußert und es nicht einfach laufen lässt.
Ein anderer ganz schwieriger Punkt ist die Entscheidung zu treffen, ein Startup aufzugeben. Es ist ja bekannt, dass es nicht alle Startups schaffen, aber wann muss man realisieren, dass es ein Startup nicht schaffen wird und dass ich mein Investment abschreiben muss.
Das sollte man nicht zu früh machen, da man immer an der Seite der Gründer stehen und unterstützen sollte. Wenn man das Startup aufgibt, dann tut man es eben nicht mehr so richtig. Es bringt ja auch nichts zu versuchen ewig weiterzumachen und schlimmstenfalls nochmal Geld nachschieße, obwohl ich nicht mehr dran glaube.
Das ist eine ganz schwierige Entscheidung, weil es eben auch ein eigenes Scheitern beinhaltet. Ich habe mich für das falsche Startup entschieden und ich habe es nicht geschafft, dass es doch funktioniert.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Es ist ganz vielfältig, wo ich helfe. Also ich sehe meine Rolle als Business Angel so, dass ich wirklich als Unterstützung für die Gründer zur Verfügung stehe. Auch als wohlwollende Unterstützung, die Gründer können immer auf mich zählen. Wenn die Gründer eine Frage oder ein Problem haben, dann finde ich es immer gut, wenn die Business Angels gefragt werden, die oft mehr unternehmerische Erfahrung und auch Lebenserfahrung haben.
Einfach, dass die Business Angels auch eingebunden werden. Um jetzt mal eine Gegenposition aufzumalen: Wenn die Gründer immer gleich Juristen fragen, wenn es irgendwo eine Fragestellung gibt, das halte ich für eine große Geldverschwendung. Vieles kann man von den Business Angels erfahren.
Wo ich oft mithelfe, sind Fragen zur Softwarekonzeption. Auch wenn es darum geht, dass das Startup vielleicht ein MVP entwickelt hat und weiß, dass es jetzt einen nächsten Schritt gehen muss und eine richtige Softwareentwicklung da hinstellen muss.
Da stehen sie vor der Herausforderung, welche Leute sie jetzt dafür einstellen. Worauf kommt es da an und was ist in der Softwareentwicklung eigentlich wichtig? Wie läuft ein guter Entwicklungsprozess und wie können auch mehrere Entwickler in einem Team zusammenarbeiten. Da habe ich einfach viel Erfahrung durch meine Tätigkeit als Geschäftsführerin in einer Softwareentwicklungsagentur. Das bringe ich gerne ein.
Eine andere Sache, wo ich mit der Zeit immer mehr reingerutscht bin ist, dass ich mir auch Verträge anschaue. Gerade für die Investmentverträge kann man auch einen Juristen fragen, aber das halte ich für komplette Geldverschwendung. Die schreiben dann individuelle Verträge, an denen sie Geld verdienen, aber auch alle anderen Business Angels müssen die dann prüfen und das ist alles ganz kompliziert und aufwendig. An der Stelle mache ich immer gerne Werbung für die Standardverträge von German Standards Setting Institute (GESSI). Die sind einfach super und die setzen sich in der Praxis auch immer mehr durch. Da können sich einfach beide Seiten sicher sein, dass sie gut vertreten sind und man hat nicht so viel Aufwand damit.
Worauf man aber immer achten sollte, da hatte ich in letzter Zeit zwei Startups, dass man schaut, wie man mit Notaren zusammenarbeitet. Da gibt es auch die Notare und die Notare. Die haben zwar eine Gebührenverordnung, aber ich kann ausgelegt werden. Da habe ich in letzter Zeit zwei Startups dabei geholfen, 5-stellige Notarkosten einzusparen. Sowas mache ich immer gerne, da geht es um mein Investment, aber da geht es auch vor allem um das Startup, um die Leute voranzubringen.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Welche rechtlichen Themen hat man zu beachten, wenn man in ein Startup investiert?
Ich sehe es eigentlich recht entspannt, ein Startup steht noch ganz am Anfang und da gibt es nicht viele Verträge, die man prüfen muss. Es ist natürlich wichtig, dass ich mir die Verträge, in denen mein Investment geregelt wird, anschaue und verstehe. Einmal das Wandeldarlehen oder die Kapitalerhöhungsdokumente. Ich bin ein großer Fan von den GESSI Standardverträgen, weil da alles super geklärt ist und daran kann man auch ganz gut lernen, was die wichtigsten Parameter in so einem Vertrag sind.
Da weiß ich, dass ich gut vertreten bin. Die sind von renommierten Kanzleien erarbeitet worden, die sind schlüssig und korrekt. Selbst wenn in meinem Investment die Standardverträge nicht genutzt werden, würde ich sie immer zum Vergleich anschauen. Außerdem würde ich jedem raten, die letzte Version nochmal genau anzuschauen, gerade wenn es um eine Kapitalerhöhung geht und ihr zum Notar müsst, die Beteiligungsvereinbarung, über die Höhe des Agios, die ganz konkreten Anteile. Da sollte alles richtig berechnet sein und das würde ich wirklich nochmal prüfen.
Ich bin Mathematikerin, deshalb schaue ich mir die Zahlen immer ganz genau an, aber da muss man sich ganz klarmachen, dass das der Zeitpunkt ist, wo festgelegt wird, welche Anteile ich habe. Wenn ich vorher was vereinbart habe, mit den Gründern und da stehen falsche Zahlen drin, auch wenn es nicht absichtlich gemacht ist, das ist das, was nachher zählt. Da kann ich dann nicht im Nachhinein sagen, dass wir doch ausgemacht haben, dass ich XY-% bekomme. Wenn da was Falsches drinsteht und vom Notar beglaubigt ist, dann ärgern sich am Ende alle Beteiligten.
Das sind für mich die relevanten rechtlichen Dinge und viel mehr gibt es auch nicht. Klar kann es branchenspezifische Sachen geben.
Wie ist ein Wettbewerbsverbot geregelt? Bekomme ich als Business Angel auch ein extrem hartes Wettbewerbsverbot, obwohl ich nur ein paar Prozent halte und ich dann an anderer Stelle extrem eingeschränkt werde. Das schaue ich mir genauer an. Gibt es schon irgendwelche Liquiditätspräferenzen? Gibt es irgendeine Art von Vesting für die Founder? Das habe ich natürlich gerne, weil ich mein Geld auf die Founder setze. Wenn die mir weglaufen, dann ist die Firma eine leere Hülle und auch nichts mehr Wert, dass muss man sich schon so klarmachen. Das sind so die Punkte, auf die ich achte.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Über welche Vorkenntnisse sollte man verfügen, wenn man als Business Angel loslegt?
Ich sehe da eigentlich keine bestimmten Vorkenntnisse für nötig. Jeder hat einen eigenen Schwerpunkt. Was ich immer ganz wichtig finde ist, dass ein Business Angel unternehmerische Erfahrung mitbringt. Das ist ein Punkt, der den jungen Gründern in Startups oft fehlt. Da kann man gerade am Anfang auch extrem gut weiterhelfen.
Auch Kenntnisse darüber, wie Förderprogramme funktionieren oder spezifische Branchenkenntnisse, Kontakte in gewissen Bereichen, das ist natürlich auch wertvoll. Ich würde aber nicht sagen, dass du pauschal darüber oder darüber Bescheid wissen musst. Jeder der Business Angel wird hat eine Menge Erfahrung und wenn er die einbringt ist es gut für die Startups.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Von dem, wo ich herkomme und wo ich auch viel inhaltliche Erfahrung mitbringe, gehört auf jeden Fall die Mitarbeit an der Software eines Start-ups mit dazu. Dort zu konzipieren, zu überlegen, wie kann man das machen, stark den MVP-Gedanken immer wieder forcieren, daran muss man sich selbst immer wieder erinnern.
Ich will nicht gleich das Große machen, sondern ich will schnell was erreichen. Das ist mir immer wichtig, schnell an den Markt zu gehen, nicht zu lange für sich zu arbeiten, und da ist eigentlich immer was zu tun in jedem Start-up. Auf der anderen Seite sind es auch mal ganz tröge Sachen wie Verträge mitzulesen, zugucken, worauf habe ich zu achten.
Was an sich nicht so viel Spaß macht, aber zu merken, es muss jemand tun, und ich kann es relativ schnell und gut tun, und damit kommen wir schnell gemeinsam voran.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Ich Grunde gibt es zwei Wege in Startups zu investieren. Einmal über ein Convertible und eine Equity Round. Die will ich auch beide nochmal genauer erläutern.
Die Equity Round finde ich ein bisschen einfacher, da geht es darum, dass ich mich mit dem Startup auf eine bestimmte Bewertung einige, dann wird eine Kapitalerhöhung gemacht, dass man dann den Nennwert der zahlt und zusätzlich gibt es Agio (Aufgeld), das ist aus meiner Sicht die eigentliche Kapitalerhöhung. Das ist das Geld, was dem Unternehmen dann zu guten fließt. Und dann bekomme ich echte Anteile und das ist eine super Sache und alles ist geklärt.
Das Schwierige ist, dass die Startups manchmal an dem Punkt stehen, wo es gar nicht so leicht ist eine Bewertung festzulegen. Je früher man dabei ist, desto schwieriger ist es. Auf der anderen Seite ist es sehr aufwendig, weil ich auch zum Notar gehen muss. Einen anderen Nachteil sehe ich darin, dass alle Business Angels in einer Runde gemeinsam investieren und ich jetzt nicht als Startup 1-2 vorher mit reinnehmen kann und dann kommen die nächsten in ein paar Monaten später dazu.
Um diese Nachteile aufzuwiegen, gibt es dann das Wandeldarlehen. Da ist es so, dass der Business Angel dem Startup zunächst ein Darlehen gibt. Erst später, wenn eine Equity Runde stattfindet, wird es dann in Anteile umgewandelt. Da wird im Endeffekt ein Versprechen gegeben, zu welchen Konditionen ich später wandeln kann. Da gibt es zwei Parameter, die wichtig sind. Das ist der Cap und der Discount.
Ich würde einfach mal ein Beispiel geben: Wenn ich ein Cap von 4 Millionen Euro habe und ein Discount von 20 %, dann bekomme ich meine Anteile auf die zukünftige Bewertung mit einem Discount von 20 %. Bei einer Bewertung von 4 Millionen Euro kann ich dann meine Anteile zu einer Bewertung von 3,2 Millionen Euro wandeln. Auf der anderen Seite ist das ganze gedeckelt, durch das Cap. Das heißt, meine Bewertung, die ich bekomme, ist maximal 4 Millionen Euro, auch wenn in der Equity Runde dann eine 6 Millionen Euro beschlossen wird. Eine gewisse Sicherheit, was mein Maximum ist, habe ich dann auch.“


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Dr. Rahel Stichtenoth: „Ganz ehrlich ist die Bewertung ein schwieriges Thema, keine Frage. Im Endeffekt habe ich auch lernen müssen, dass die Bewertung natürlich ausmacht, wie viel Anteile ich jetzt für meinen Geldbetrag bekomme, aber die größere Frage ist eigentlich, was für ein Potenzial das Unternehmen hat. Was glaube ich, wie die Bewertung wachsen wird? Ob ich dann 2 oder 50 Anteile habe, dass ist egal, wenn jeder Anteil entsprechend mehr Wert ist. Es müssen sich halt alle gut damit fühlen.
Man muss auch in Richtung der Founder beachten, dass man am Anfang nicht eine zu hohe Bewertung aufruft. Manche schaffen das, gerade sind extrem hohe Bewertungen unterwegs, die aus meiner Sicht auch zu hoch sind. Teilweise auch nur für eine Idee und es wurde noch gar nichts gezeigt. Dann findet man 1-2 Business Angels, die da bereit sind zu investieren, denen es vielleicht nicht so viel ausmacht, wie hoch die Bewertung ist.
Dann steht man ein halbes Jahr oder Jahr später da und muss eine Folgerunde auf die Beine stellen und dann schafft man es nicht mal die Bewertung zu halten. Damit setzt sich auch ein Gründer extrem unter Druck. Es muss ja danach gezeigt werden, dass mit dem Geld einiges erreicht wurde und ich jetzt schon besser dastehe. Eine Downround ist psychologisch für alle Beteiligten immer ganz schlecht, das will niemand.
Das sollte man sich am Anfang klarmachen.“
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