Business Angels
Katja Ruhnke

Business Angel & Autorin von „Female Money“
Ich versuche, von Anfang an ein sehr großes Vertrauensverhältnis zu den Gründer:innen aufzubauen. Das ist mir extrem wichtig, da ich auch nur helfen kann, wenn ich ganz frühzeitig von einem Problem weiß.
Katja Ruhnke
teilt ihre Erfahrungen als Business Angel

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Katja Ruhnke: „Die formellen Themen sind die klassischen Reportings, die klassischen Gesellschafterversammlungen und Board-Meetings. Für mich ist die Kommunikation sonst sehr informell und sehr schnell. Zum Beispiel per Whatsapp und schnellen Sprachnachrichten, die wir hin und herschicken. Es ist für mich auch sehr wichtig, dass auch alles so nahbar bleibt und eigentlich eher informell ist. Abgesehen von den Verträgen und Beschlüssen, die eben formell gestaltet werden müssen.
Grundsätzlich ist eine informelle und schnelle Kommunikationsebene mit den Startups das beste. Ich habe auch festgestellt, dass bei Startups, wo man so was nicht etabliert hat, beispielsweise auch mit den anderen Gesellschafter:innen, da gibt es häufig ein Informationsleck. Unsere Zeiten sind einfach schnell, alle haben wenig Zeit, Startups haben wenig Personal. Da muss einfach alles schnell und informell gehen, damit man eben auch schnell vorankommt. Das ist für mich auch ein ganz entscheidender Punkt.“

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Katja Ruhnke: „Ich persönlich finde es sehr gut, wenn Gründer:innen schon mal gescheitert sind. Dann haben sie nämlich alles schon mal durchgemacht. Sie wissen was passieren kann. Es ist wirklich sehr schade in Deutschland, dass wir keine gute Scheiterkultur haben. Bei uns muss alles immer erfolgreich und glatt laufen. Ich persönlich finde es schade, da gute Gründer:innen in Amerika eigentlich immer erst mal scheitern, bevor sie erfolgreich werden. Da ist die Herangehensweise und Erwartung ganz anders. Ich fände es schöner, wenn wir in Deutschland da mehr Offenheit hätten. Gut, wenn jemand sagt, dass er fünfmal gescheitert ist, dann kann er es vielleicht nicht. Aber grundsätzlich mal zu scheitern ist ganz normal.
Auch unsere Gründerin aus unserem ersten Investment hat einen unglaublichen Pivot hingelegt. Ihr erstes Geschäftsmodell ist gescheitert und sie konnte es durch eine Kehrtwende zum Erfolg bringen. Das war ja auch eine Form des Scheiterns. Da mussten wir noch mal eine Runde mehr drehen, aber so was muss man auch als Investor:in aushalten können. Es kann nicht alles sofort funktionieren. Daraus kann trotzdem was Großes entstehen, unter der Voraussetzung, dass man nicht sofort aufgibt. Sowohl die Gründer:innen, als auch die Investor:innen dürfen nicht direkt aufgeben.“

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Katja Ruhnke: „Kleine Tickets bedeutet für mich so ungefähr 20.000 Euro. Das ist für uns eher ein kleines Ticket, aber man kann ja auch schon mit 10.000 Euro einsteigen. Es gibt auch schon Vehikel, über die man ab 1.000 Euro einsteigen kann. Das sind dann natürlich ganz kleine Tickets. Ich würde also ca. 20.000 – 25.000 Euro als kleines Ticket definieren, es ist aber natürlich auch immer abhängig vom Vermögen. Das muss man immer auf sein ganzes Budget, was man in Startups investieren will sehen und für sich selbst definieren.
Wir haben im Moment elf Startups im Portfolio. Man sagt, dass es langfristig zwischen 10-15 Startups im Portfolio sein sollten. Das ist natürlich nicht auf einmal möglich. Wir haben ja auch über zwei Jahre gebraucht, um unsere Beteiligungen einzugehen. Also wir sind auch eher schnell am Markt unterwegs, ich glaube, bei den meisten Angels geht es eher etwas langsamer. Man sollte aber die 10-15 Startups langfristig anpeilen, damit man eine gewisse Diversifikation hat.“

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Katja Ruhnke: „Also ich hatte noch keinen direkten Konflikt mit den Gründer:innen. Ich versuche auch sehr frühzeitig Konfliktpotenziale zu beseitigen. Wenn ich ein Problem sehe, versuche ich direkt in Gespräche zu gehen. Es gibt schon immer mal Situationen, wo es im Team der Gründer:innen ein Problem gibt. Da muss man schauen, ob das Team der Gründer:innen noch so stimmt. Es kommt durchaus vor, dass eine Gründer:in dann aussteigt. Es ist aber noch nicht vorgekommen, dass wir in einen Konflikt mit Gründer:innen gekommen sind. So was versuchen wir zu vermeiden und ich glaube, es lässt sich auch vermeiden, wenn man sehr frühzeitig und transparent mit Problemen umgeht. So kommt es eigentlich nicht zu großen Konflikten, weil man frühzeitig sagt, wenn einem etwas nicht passt.
Wir versuchen von Anfang an ein sehr großes Vertrauensverhältnis zu den Gründer:innen aufzubauen. Das ist mir extrem wichtig, da ich auch nur helfen kann, wenn ich ganz frühzeitig von einem Problem weiß. Oft haben Gründer:innen das Gefühl, dass sie den Investor:innen nicht die Wahrheit sagen dürften, damit die nicht verschreckt werden. Ich will nicht nur die guten, sondern auch die schlechten News erfahren. Gründer:innen sollen sich bei Problemen sofort melden, damit man da sofort eine Lösung findet. Das geht natürlich nur, wenn man ein Vertrauensverhältnis zu den Gründer:innen hat.
Ein Vertrauensverhältnis entsteht dadurch, dass man einlöst, was man verspricht. Also, dass ich ans Telefon gehe, wenn sie anrufen. Ich unkompliziert handle, wenn ich von mir behaupte, dass ich unkompliziert bin usw.. Bei mir funktioniert es sehr gut, ich habe zu meinen Gründer:innen ein sehr gutes Verhältnis. Außerdem werde ich auch immer sofort informiert, wenn was ist. Mit vielen Gründer:innen baut sich da auch eine Freundschaft auf, denn man arbeitet ja viel zusammen und man sitzt in einem Boot.“

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Katja Ruhnke: „Also unsere Rolle im Startup verstehen wir so, dass wir uns nicht einmischen, aber immer da sind, wenn wir gebraucht werden. Wir versuchen wirklich ein Sparringspartner zu sein und das ist in jedem Startup in unserem Portfolio ganz unterschiedlich, weil wir auch ganz unterschiedliche Gründer:innen haben. Auch vom Alter, Ausbildung und vom Produkt her. Es gibt einfach Produkte, bei denen wir mehr helfen können. Es gibt sehr erfahrene Gründer:innen, den brauch ich jetzt nichts im Unternehmensaufbau erzählen.
Wir haben aber auch ganz junge Gründer:innen, die alles zum ersten Mal machen. Die sind über jede Unterstützung froh. Es ist immer ein Abklären vorher mit den Startups nötig, also was gebraucht wird. Ich sage immer, dass die Gründer:innen mich Tag und Nacht anrufen dürfen, ich werde so schnell wie möglich zurückrufen und immer ein offenes Ohr haben. Manchmal brauchen sie auch einfach nur eine Schulter zum Anlehnen oder einen vertrauensvollen Gesprächspartner. Es ist einfach sehr unterschiedlich.
Wir kümmern uns sehr oft in Startups um die Beziehungen, sei es zwischen Gründer:innen untereinander oder Gründer:innen zu Investor:innen oder Gründer:innen zu Mitarbeiter:innen. Kommunikation, Leadership und Persönlichkeitsentwicklung machen wir sehr viel. Wir unterstützen zum Beispiel nicht in der Supply Chain, weil wir so was gar nicht können. Von manchen Produkten in unserem Portfolio weiß ich auch zu wenig, um auf Produktseite unterstützen zu können. Ich habe insgesamt festgestellt, dass man eigentlich in jedem Startup Unterstützung leisten kann. Ein Unternehmen ist einfach eine Welt für sich und die hat so viele Bereiche, die angeschaut werden müssen, dass es in jedem Bereich potenzielle Unterstützungsmöglichkeiten gibt.“

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Katja Ruhnke: „Wir sind ja erst seit zwei Jahren bzw. zweieinhalb Jahre dabei und seit zwei Jahren investiert. Deshalb ist es natürlich schwer zu sagen, was unser erfolgreichstes Investment ist, weil sich gerade alle noch in diesen Wachstumsphasen befinden. Tatsächlich sehe ich die größte Erfolgsstory in unserem ersten Investment. Dabei handelt es sich um das Startup XO Life. Die sind durch eine sehr schwierige Phase gegangen, wo es tatsächlich mal kurz vor dem Aus stand. Die Gründerin hat da einen unglaublichen Pivot hingelegt und das Geschäftsmodell in etwas sehr Erfolgreiches drehen konnte. Somit sehe ich dies gerade als unser erfolgreichstes Investment an.
Es stellt sich auch die Frage, was ein Erfolg ist. Wenn wir von einem Exit sprechen, kann ich dazu nichts sagen, da es den bei uns noch nicht gab. Deshalb ist ein Erfolg für mich eher, wie sich ein Unternehmen entwickelt und welche Wachstumschancen sich ergeben. Aber auch, wie das Unternehmen bei sich bleibt. Also kann es seine Versprechen halten, also nicht nur Umsatz-, sondern auch Werteversprechen, die für uns sehr wichtig sind.“

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Katja Ruhnke: „Wir haben einfach diesen Unconscious Bias oft in uns Menschen drin. Deshalb investieren Männer gerne in Männer, weil sie sich da selber gut sehen. Wenn ich selber ein erfolgreicher Mann bin und der Gründer dann auch noch so ähnlich aussieht wie ich vielleicht vor 20 Jahren, dann traue ich es dem eher zu. Deshalb ist es dann von Mann zu Frau immer ein bisschen unterschiedlich. Ein Mann sieht sich da vielleicht nicht so schnell als Investor.
Also der Gender Bias ist leider da, ich finde, dass er bei den Angels abnimmt. Also da ändert sich zum Glück auch was bei den Männern. Nichtsdestotrotz brauchen wir für viele Gründerinnen noch mehr Frauen als Investorinnen, damit auch mehr Frauen Kapital bekommen. Das Leck zwischen dem Kapital, was Männer bekommen und dem, was Frauen bekommen, ist immer noch gigantisch groß. Das Verhältnis ist immer noch von 99 % auf 1 %, das sind ja eigentlich unfassbare Zahlen. Deshalb ist es wichtig, dass wir mehr Investorinnen haben, damit Gründerinnen mehr Kapital bekommen und die Gründerinnen größere Chancen mit ihren Produkten haben. Es gibt halt auch Produkte, wo ein Mann vielleicht nicht sofort andockt. Gerade im FemTech Bereich, der einem Mann vielleicht sehr fremd ist.
Wir investieren tatsächlich auch nicht in Frauenprodukte oder Mode, obwohl es als Investorin vielleicht naheliegend wäre. Einfach aus dem Grund, weil es mich nicht interessiert. Wir haben oft auch sehr männlich geprägte Themen im Portfolio. Mir macht es großen Spaß, mich in den Themen als Frau zu bewegen, weil ich da natürlich auch was lerne. Ich bin neugierig und es handelt sich vielleicht um eine Welt, die mir noch nicht so erschlossen ist. Das ist ja von Person zu Person unterschiedlich. Jeder muss seinen Investmentfokus finden und ich würde mir gerne wünschen, dass mehr Frauen Kapital bekommen. Damit an sich auch die Startup-Vielfalt noch größer wird. Es gibt wahnsinnig viel Potenzial in diesen klassischen Frauenprodukten, die noch nicht so angeschaut wurden. Es wäre einfach toll, wenn es da noch eine größere Vielfalt gibt.“

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Katja Ruhnke: „Also den größten Fehler, den man am Anfang machen kann ist, dass man mit einer zu hohen Summe ins Investment reingeht. Haben wir übrigens auch gemacht. Das war auch das erste Learning. Also erstmal mit einer etwas kleinere Investmentsumme einsteigen. Ich sehe unser Startup-Portfolio wie ein gutes Aktienportfolio. Das bedeutet mit mehreren Beteiligungen.
Also lieber mehrere kleinere Tickets in Startups zeichnen, weil man dann auch mehr von unterschiedlichen Startups lernt und man am Anfang eher Fehler macht. Das ist ja auch menschlich, weil man alles irgendwann lernen muss. Deshalb wirklich am Anfang mit mehreren kleinen Tickets in mehr Startups investieren, damit man ein Gefühl für das Startup-Ökosystem bekommt. Wenn die Startups gut laufen kann man in den nächsten Runden nochmal nachlegen. Da werden die Tickets in Startups sowieso größer.“

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Katja Ruhnke: „Angels sollten auf jeden Fall Leidenschaft und Lust auf Menschen mitbringen. Man muss echt ein Menschenfreund als Angel sein, da man mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammenarbeitet. Neugierde ist wichtig, weil man sich ja ständig mit ganz neuen Dingen beschäftigt. Da braucht man auch eine Offenheit und Begeisterung für innovative Lösungen. Ich glaub, das ist eine ganz wichtige Grundvoraussetzung als Business Angel.
Man muss auch den Willen haben: Ich möchte helfen. Wenn man nur Geld verdienen will, sollte man kein Business Angel werden. Da kann man auch einfach in den Aktienmarkt gehen. Man braucht schon viel Engagement, aber man bekommt dafür auch wahnsinnig viel zurück. Mir gibt es wirklich sehr viel mehr, als am klassischen Aktienmarkt, dafür gebe ich aber auch viel. Dazu muss man bereit sein.“

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Katja Ruhnke: „Mich überzeugt bei einem Pitch als Erstes die Persönlichkeit der Gründer:innen. Bei einem Pitch Deck, wo ich die Gründer:innen noch nicht kenne, da überzeugen mich klare Pitch Decks mit Bildern und Botschaften, die ich schnell verstehen kann. Ich will auf einen Blick sehen, da sind die und die Zahlen drin, das ist die Botschaft und das ist die Idee. Ich persönlich hasse Pitch Decks mit zu viel Informationen, da man ja wahnsinnig viele Pitch Decks als Angel sichtet. Ich habe keine Mitarbeiter und ich bin kein VC. Wir müssen also sehr schnell Informationen aufnehmen können.“

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Katja Ruhnke: „Ein gutes Team ist für mich geprägt durch Fairness, Offenheit und Transparenz. Ich muss grundsätzlich eine Sympathie für die Gründer:innen hegen, weil wir sehr viel in Kontakt sind. Ich will gerne ans Telefon gehen, wenn mich Gründer:innen anrufen. Das tue ich eben nur gerne bei Menschen, die ich wirklich mag. Also muss da eine Sympathie vorhanden sein. Aufgrund meiner früheren Ausbildung bin ich natürlich darauf trainiert, die Reaktionen von Menschen zu lesen und diese zu bewerten. Das kommt aus meiner Schauspielausbildung. Deshalb tue ich mich da leicht und kann Menschen gut einschätzen.
Für uns ist es sehr wichtig, ein großes Wertegerüst im Team zu haben. Wir brauchen außerdem kaufmännische Fähigkeiten im Team. Also unbedingt einen Kaufmann, oder wie es eine befreundete Investorin gesagt hat, einen Menschenfänger im Team. Wir brauchen wirklich einen, der leidenschaftlich und begeistert ist, von dem ich weiß, dass er Kunden, Investoren und Mitarbeiter überzeugen kann. Das ist unglaublich wichtig, um überhaupt erfolgreich zu sein. Diese Person muss ich erkennbar im Team haben. Es müssen natürlich nicht alle sein. Aber man braucht einfach diesen Menschenfänger, der das Kaufmännische hat und dieses Unternehmer-Gen hat. Ich muss wirklich diesen Unternehmer im Team identifizieren können.
Ich habe keine Liste mit Kriterien, um Teams einzuordnen. Wir führen einfach viele Gespräche mit dem Team und den Gründer:innen. Gerne auch mal mit Kunden oder Mitarbeitern, die schon vorhanden sind oder auch anderen Kontaktpersonen mit dem Team. Wie wirkt das Team auf andere? Deckt sich unsere Einschätzung mit den Erfahrungen anderer Personen?
Wir versuchen da einfach sehr genau in die Tiefe zu gehen, also was ist das für eine Persönlichkeit, was sind das für Menschen, die hinter dem Startup stehen.
Neben den vielen Gesprächen ist es natürlich auch viel Intuition und Bauchgefühl. Es ist übrigens ein Punkt, den ganz viele Investoren nennen. Letztlich ist es immer ein Risikofaktor, ob man sich nicht verschätzt. Wir sind ja auch nur Menschen und können nicht in die Köpfe reinschauen. Deshalb verlassen wir uns auch viel auf unsere Intuition.“
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