Business Angels
Tim Schumacher

Impact Business Angel
Die Rolle eines Angels im Startup ist die eines Coaches, eines Sparringpartners, eines Helfers.
Tim Schumacher
teilt seine Erfahrungen als Business Angel


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Tim Schumacher: „Also grundsätzlich ist es nicht schlimm, wenn eine Idee schon existiert. Es ist vielmehr eigentlich so, wenn eine Idee absolut noch nirgends existiert, gibt es meistens einen guten Grund dafür. Nämlich, dass die Idee eigentlich scheiße ist oder einfach so abwegig und so abgefahren, dass man es nicht wirklich probieren sollte.
Die Idee ist tatsächlich nicht so relevant wie die Umsetzung einer Idee. Es gibt natürlich immer mal wieder Ideen, wo ich schon Dutzende Teams gesehen habe, die daran gescheitert sind. Bei solchen Dingen gebe ich auch meine Erfahrungen als Feedback.
Viele junge Gründer:innen tappen in die Startup-Falle und versuchen sich an einem Markt, der sehr schwierig ist. Ich mach mal ein konkretes Beispiel. Für mich ist es zum Beispiel der online Ticket und Event Markt. Junge Gründer:innen gehen noch gerne weg und denken, dass zum Beispiel vergünstigte online Tickets für Discos cool wären. Diesen Markt haben schon sehr viele Leute versucht und der Markt ist praktisch nicht systematisierbar. Da habe ich wirklich schon Dutzende Pitch Decks gesehen und denke jedes Mal: “Hey Leute, probiert was anderes!”“


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Tim Schumacher: „Als Angel habe ich sehr wenige Anforderung an Formalitäten. Daher gestalte ich das Onboarding für Startups normalerweise sehr unkompliziert. Es gibt da gar kein formelles Onboarding, übrigens auch nicht bei den meisten VCs.
Man geht eigentlich davon aus, dass gute Gründer:innen das Thema Reporting selber betreiben. Und dann schon von sich aus etwas vorbereiten. Zum Beispiel, dass sie einmal im Monat oder einmal im Quartal ein Update an die Investoren schicken.
Deshalb gibt es da in der Regel keine formale Vorbereitung. Da schaut man auch ein bisschen drauf, wie gut das jemand treibt. Gute Gründungsteams schaffen es eben auch, das operative Geschäft zu machen und trotzdem ein schlankes und simples Reporting diszipliniert und ohne Aufforderung mindestens einmal im Quartal zu schicken.
Das ist so ein bisschen ein Indikator für gut funktionierende Teams. Also nichts, was man am Anfang formell onboarded. Für mich ist es ein Zeichen eines schlechten Investors, wenn er dem Startup im Voraus alles genau und formell vorschreibt.“


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Tim Schumacher: „Ganz konkret beginnt meine Due Diligence natürlich mit einem Review des Pitch Decks. Deshalb ist das Pitch Deck immer der erste Eindruck, wobei eigentlich die erste E-Mail ganz am Anfang steht. Diese sollte also kurz, knapp und die wesentlichen Dinge drin haben, am besten mit Bezug auf mein Umfeld.
Das Pitch Deck ist der erster Teil meiner Due Diligence. Ich kann es gar nicht oft genug betonen, dass es einfach wichtig ist, dass das Pitch Deck gut aussieht. Wenn man selbst kein Designer ist, lohnt es sich, da einen Professional für vielleicht 500 Euro drüber schauen zu lassen. Also erster Teil: eine ordentliche E-Mail und ein ordentliches Pitch Deck.
Wenn das Pitch Deck interessant ist, dann kommt im zweite Teil der Due Diligence ein Gespräch. Deshalb ist es auch quatsch und nicht zielführend, wenn mich Gründer:innen per E-Mail anschreiben und direkt ein Gespräch wollen. Man möchte als Angel nur sprechen, wenn man auch etwas Interessantes sieht.
Beim ersten Gespräch reicht oft auch erst mal eine Gründer:in, weil man als Angel weiß, dass man nicht gleich das ganze Team blockieren möchte. Wenn diese Hürde genommen ist, dann besprechen wir es meistens intern noch mal ab. Danach sprechen wir mit dem ganzen Team und währenddessen schauen wir uns den Markt, Referenzen und die Profile der Gründer:innen an.
Außerdem ist es in der Due Diligence ganz wichtig, sich mit dem Produkt zu beschäftigen. Auch versuchen das Produkt zu “dog fooden”, also ein eigenes Produkt auch selber nutzen. Es geht natürlich nicht immer, aber bei vielen Produkten ist es möglich, sich einfach anzumelden und damit herumzuspielen.
Das sind so die ersten Teile der Due Diligence und dann weiß man eigentlich, ob es grundsätzlich ein spannendes Thema ist.“


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Tim Schumacher: „Wenn in einem Startup eine Kriste auftritt – und das passiert in den meisten Startups zu irgendeinem Punkt, dann ist es ganz wichtig, zu dem Zeitpunkt auch da zu sein und dazu helfen.
Es gibt immer mal Punkte, da kann man als Investor dem Gründer nur ganz klar raten, das so zu machen. Aber am Ende liegt die Entscheidung bei den Gründern, das ist wichtig. Feedback kann man ja subtil oder vehement geben. In Krisensituationen ist es manchmal nötig, das Feedback auch sehr deutlich zu geben, gleichzeitig aber auch Hilfe anzubieten. Oft sind die Gründungsteams dafür auch sehr dankbar.
Es gibt aber auch Fälle, in denen die Gründer etwas beratungsresistent sind und sehenden Auges ins Verderben rennen. Da muss man sich darüber im Klaren sein, dass es ein Risikoinvestment ist, bei dem man versuchen kann zu helfen – was aber nicht immer klappt.“


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Tim Schumacher: „Für mich ist der wichtigste Faktor für eine Investitionsentscheidung das Team. Gerade in einer ganz frühen Phase ist das Team absolut entscheidend. Steckt da Gründer:innenpower im Team? Ist es auch komplementär zusammengesetzt? Ich mag vor allem Teams, wo eine Techniker:in mit einem betriebswissenschaftlichen Menschen zusammenarbeitet. Dann müssen es natürlich Menschen sein, die dafür brennen zu gründen und die das mitbringen, was man zum Gründen braucht.
Daneben sind natürlich auch ein paar andere Faktoren entscheidend. Zum Beispiel: Was ist bis jetzt mit welchen Mitteln geschaffen worden? Man sagt am Anfang Traction dazu. Das kann eine erste Website sein oder erste Anhaltspunkte, die zeigen, dass man als Gründerteam auch etwas schafft und nicht nur eine Idee hat. Für die Idee gibt es tatsächlich relativ wenig Geld.
Dann gibt es noch weitere Faktoren, wie zum Beispiel Marktfaktoren. Ist man vielleicht zu früh oder zu spät im Markt, auch Timing genannt. Das würde ich so als dritten wesentlichen Faktor nennen.“


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Tim Schumacher: „Als Angel wird einem ermöglicht, mit tollen und jungen Menschen zusammenzuarbeiten, die für ein Thema brennen und ein Unternehmen gründen. In der Regel machen Gründer:innen bestimmte Sachen sehr gut, sodass ich auch von meinen Gründer:innen richtig viel lernen kann. Damit bleibe ich auf der Höhe der Zeit, was ganz viele tolle und unterschiedliche Themen angeht.“


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Tim Schumacher: „Ich habe viele Erfahrungen mit Exits: angefangen mit meinen eigenen Firmen, aber natürlich auch bei vielen Angel Investments.
Dabei waren Exits aller Art. Es gibt den Fire Sale, bei dem man versucht, wenigstens noch ein paar Cent für sein Startup zu bekommen. Es gibt übrigens auch die Liquidation – auch das ist ein Exit, nur das niemand mehr irgendwas bekommt. Und dann gibt es natürlich gute und sehr gute Exits, bei denen wirklich alle sehr gutes Geld verdienen.
Es gibt natürlich auch unterschiedliche Exits, was die Stadien angeht und an wen man verkauft. Ich habe zum Beispiel schon oft erlebt, dass zu einem gewissen Zeitpunkt die Gründer die Anteile zurückkaufen oder einen neuen Investor finden. Dann gibt es natürlich den Exit an einen Finanzinvestor oder Strategen, der das ganze Unternehmen kauft.
Ich habe mit allen Arten von Exits schon Erfahrungen gesammelt und jeder Fall ist individuell. Da kann eine Menge beim Exit passieren, es verändern sich die Verhältnisse nach einem Exit und vieles mehr. Jede Situation ist wie gesagt anders.
Noch eine Sache zum Abschluss: Ich finde es gut, wenn man sich ganz am Anfang nicht auf einen Exit fokussiert, sondern zuerst einfach nur ein richtig gutes Unternehmen aufbauen will.
Meine Erfahrung ist: bei einem richtig guten Unternehmen kann man immer irgendwann einen Exit machen. Aber ich finde nichts schlimmer, als wenn die Gründer im allerersten Pitch, wenn die Idee noch nicht ansatzweise umgesetzt ist, schon eine Slide zeigen, an welche Firmen sie alle verkaufen könnten. Das ist für mich Quatsch.“


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Tim Schumacher: „Also die Frage, ob mehr Gender Diversität zu mehr Geschäftserfolg führt, kann ich nicht beantworten. Da ist die Größe meiner Stichprobe von Gründerinnen noch nicht groß genug. In meinen gesamten Investments hatte ich drei Teams, die von Frauen als primäre Gründerin geführt wurden und dann noch drei oder vier weitere, wo die Frau im Gründerteam war, aber nicht die leitende Funktion innehatte.
Man muss ja auch in Gründerteams immer schauen, wer die Initiator:innen sind und wer nicht. Ich habe insgesamt ca. 50 Investments gemacht und da waren bei drei Investments Frauen mit der Idee, die das Team zusammengestellt haben und im Driver Seat waren. Von daher ist meine Stichprobe nicht groß genug. Von daher ist meine Stichprobe nicht groß genug.
Ich glaube grundsätzlich an mehr Diversität in Gründungsteams auf allen Ebenen. Jetzt nicht nur Frauen und Männer, sondern es geht auch darum, ein internationales Team zu haben. Das ist für mich ein wichtiger Faktor, also nicht nur Deutsche. Teams, die Migrationshintergrund haben und internationale Teams haben für mich eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit.
Dann auch die Frage, was die Funktionen der Einzelnen sind. Ein Team aus einem Techniker und einem BWLer ist diverser als ein Team aus Technikerin und Techniker. Da ergänzen sich einfach zwei Funktionen. Diversität gibt es auf ganz unterschiedlichen Ebenen und ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass diverse Teams erfolgreicher sind.“


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Tim Schumacher: „Der Gender Bias ist auch ein Thema, das wir diskutiert haben. Wir hatten Anfang des Jahres (2021) für sechs Monate eine ganz tolle Praktikantin. Wir haben immer rollierende Praktikanten bei uns im Team. Die hat uns sehr auf das Thema aufmerksam gemacht.
Aus dem Grund haben wir begonnen, alle unsere Teams zu tracken. Also ob es Female Founder sind oder nicht. Ich glaube, wir haben einen überdurchschnittlichen Anteil an weiblich gründungsgeführten Teams im Portfolio. Der Anteil ist aber trotzdem noch viel zu klein.
Wir versuchen es uns einfach bewusst zu machen. Ich denke, da muss man aber an vielen Stellen ansetzt, zum Beispiel in der frühen Bildung, in Schulen und in Vorbildern, um es langfristig zu verändern.
Konkrete Maßnahmen sind bei uns die Messung der Teams und dann auch eben ein quartalsweises Review, wie viel Teams wir in welchem Stadium hatten, mit welcher Geschlechterverteilung hatten. Um uns diesen Bias auch bewusst zu machen.“


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Tim Schumacher: „Das Schlimmste am Angel Investing – wenn man das überhaupt so bezeichnen kann – ist, dass man manchmal eben überhaupt nicht eingreifen kann. Dass man sieht, ein Team könnte so viel mehr, wenn es bestimmte Dinge tun würde, aber das man einfach akzeptieren muss, dass das Gründungsteam das Sagen hat und man selbst nur der Investor ist.
Auch wenn man am Anfang daran geglaubt hat, kann man aus dieser Position eben Dinge nicht verändern. Das ist dann sehr traurig, wenn man sieht, wie sie trotz guter Ratschläge scheitern.“


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Tim Schumacher: „Die Rolle eines Angels im Startup ist die eines Coaches, eines Sparringpartners, eines Helfers. Meine Rolle und die von anderen Angels und VCs ist je nach Startup unterschiedlich. Es gibt Gründer:innen, die sehr aktiv die Hilfe der Angels einfordern. Es gibt aber auch welche, die sagen, dass sie ihr Ding machen. Da gibt es kein schlechter oder besser.
Die Chemie zwischen den Parteien muss natürlich auch stimmen und vom Thema her passen. So ist es eigentlich üblich, dass sich in einer Gruppe von Investoren einige eher mehr und andere eher weniger einbringen. Ganz wichtig: Es sollte immer ein Pull sein!
Die Gründer:innen sollen immer sagen: “Hey, ich brauche hier diese oder jene Hilfe”. Es sollte nicht so sein, dass von Investorenseite versucht wird in ein Startup hineinzuregieren. Am Ende sind die Gründer:innen die Bosse und nicht die Investoren. Das ist ganz klar und wichtig.“
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