Business Angels
Olaf Stichtenoth

Serial Entrepreneur & Business Angel
Ist das Team in der Lage, das Startup gemeinsam ohne Streit aufzubauen? Das ist für mich die zentrale Frage beim Investieren.
Olaf Stichtenoth
teilt seine Erfahrungen als Business Angel


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Olaf Stichtenoth: „Das Thema Wandeldarlehen ist erst seit ein paar Jahren so richtig aktuell geworden. In den USA gibt es das und andere Modelle schon länger. Es gibt verschiedene Modelle, wie man Fremdkapital in ein Startup geben kann. In Deutschland wird gerade am meisten das Wandeldarlehen genutzt. Das ist eine Schuldverschreibung, also ein Kreditvertrag, mit dem versprechen, dass der später in echte Anteile wandelt. Da werden eigentlich zwei zentrale Dinge definiert. Das eine ist der Cap, also zu welcher Bewertung später maximal gewandelt wird. Wenn man ein Cap von 4 Millionen hat und später eine Runde von 8 Millionen macht, dann bekommen die Angels zu dem Wert Shares, der bei 4 Millionen gewesen wäre.
Die bekommen also ihre Shares doppelt so billig wie die späteren Investoren.
Der zweite Parameter ist der Discount. Der Discount ist zum Beispiel 20 %, ich glaube maximal 25 %, wenn man einen INVEST Zuschuss bekommen möchte. Den kann man aber frei wählen und ich habe auch schon höhere Discounts gesehen und selber höhere Discounts gemacht. Der ist im Fall, dass der Cap nicht erreicht wird, kommt der Discount zum Tragen. Es wird immer das genommen, was für den Business Angel günstiger ist.
Das bedeutet, wenn ich einen Cap von 4 Millionen habe und einen Discount von 20 % und ich mache eine Finanzierungsrunde von 4 Millionen, dann wäre das mein Cap, aber weil ich 20 % Discount habe, wäre dann meine Bewertung 3,2 Millionen. Das sichert den Business Angel ab, dass er eine Investition nicht mit einer unseriösen Bewertung macht. Die Bewertungen sind im Moment auch relativ hoch im Markt.
Wenn man dann gleich eine Equity Runde macht, dann hat man halt seine Equity zu der Bewertung. Mit einem Wandeldarlehen sichert man sich so ab, dass man keine Down Round macht und man nicht zu einer niedrigeren Bewertung wandelt als die anderen Investoren, die später reingehen. Und man bekommt ein Premium über den Discount oder über den Cap, der für das frühere Risiko entschädigt.“


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Olaf Stichtenoth: „Wenn ich die Wahl zwischen B2B und B2C habe, dann stehe ich erst mal vor einem relativ unvergleichbaren Problem. Ein B2B-Modell ist meistens Vertrieb getriebener und ein B2C-Modell ist viel Marketing getriebener. Mit einem B2B-Modell kann ich schon mit wenigen Kunden einen relativ hohen Umsatz erzeugen und im B2C-Modell brauche ich sehr viele Kunden, um den gleichen Umsatz zu erzeugen.
Von daher sind die Modelle tatsächlich nicht so vergleichbar. Ich habe früher ausgeschlossen, in B2C-Modelle zu investieren und nur B2B gemacht, weil das so aus meiner eigenen Historie heraus das war, was ich verstanden habe. Ich habe in den letzten zwei Jahren aber diese These über Bord geworfen und viel mehr in B2C-Modelle investiert. Ich glaube auch daran, dass im VC-Bereich ein B2C-Zyklus wieder relevanter werden wird in den nächsten paar Jahren. Das kann ich natürlich nicht vorhersagen, aber ich glaube, dass das ein Potenzial ist, was man nicht unterschätzen sollte, in den B2C-Bereich zu investieren.“


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Olaf Stichtenoth: „Um als Business Angel Geld zu verdienen, muss man sich erst ein paar grundsätzliche Fragen stellen:
Wie viel Geld habe ich zur Verfügung und auf wie viele Investments kann ich es verteilen?
Wenn ich mindestens 10 Investments machen kann, mit dem Teil des Geldes, den ich in Business Angel Aktivitäten stecken möchte, dann kann ich mehr oder weniger anfangen, statistisch auf mein Portfolio zu schauen.
Wenn man nicht 10 Investments tätigen kann, besser wären noch 20, dann muss der Ansatz ein anderer sein. Bei wenigen Investments muss der Business Angel selber wichtige Komponente neben dem Geld mitbringen. Also zum Beispiel Know-how und Netzwerk, dass die Pleitewahrscheinlichkeit reduziert werden kann. Grob gesagt geht ein Drittel der Unternehmen pleite, es ist natürlich auch von der Runde abhängig, bei Frühphaseninvestments vielleicht auch noch ein bisschen mehr.
Ein weiteres Drittel wird keinen positiven Return zurückzahlen, höchstens das investierte Geld. Der ganze Rest muss eben Gewinn und Investment zurückspielen. Wenn ich nicht sehr viele habe, dann darf ich mir natürlich auch nicht viele Ausreißer leisten. Da muss ich mit wenigen Investments erfolgreich sein. Wenn man mehr machen kann, dann kann man es eher statistisch betrachten und kann durchaus Portfolioansätze mit reinbringen. Da kann man auch in Branchen investieren, wo man selbst nicht tätig ist.“


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Olaf Stichtenoth: „Secondary ist quasi eine Möglichkeit für Frühphaseninvestoren, frühzeitig wieder Geld aus Unternehmen rauszunehmen. Es ist insbesondere dann möglich, wenn es ein relativ hohes Angebot an zufließendem Kapital gibt und es viele interessierte größere Investoren gibt.
Die wollen ja auch immer ein bestimmten Anteil an dem Unternehmen haben. Man kann ja immer über Bewertungen reden, aber prinzipiell kann man sagen, dass größere Investoren in späteren Runden immer grob 20 % haben wollen. Daraus ergibt sich die Bewertung. Wenn man 10 Millionen Euro aufnimmt, dann ist die Bewertung so grob 40 – 50 Millionen Euro. Also völlig unabhängig von den Kennzahlen, weil das ist so eine Zielgröße, wo die Venture Capital Fonds sagen, dass sie das brauchen.
Da werden mir jetzt sicher viele Fondsmanager widersprechen, aber man kann sich die Zahlen ja auch anschauen. Wenn jetzt die Founder nur 10 % ihres Unternehmens abgeben wollen und vielleicht auch nicht 10 Millionen Euro brauchen, sondern nur vielleicht 7 Millionen Euro, dann gibt es für die Business Angels manchmal die Möglichkeit durch einen Secondary zu verkaufen.
Die werden fast immer mit einem Abschlag verkauft, nie mit einem Aufschlag, das ist auch oft vertraglich ausgeschlossen, dass sie mit einem Aufschlag verkauft werden. Aber Business Angels können regelmäßig mit einem Abschlag verkaufen, der liegt dann irgendwo bei 30 %. Das ist so eine realistische Größe, die man annehmen kann. Also 30 % auf die Investitionsbewertung, wenn das Unternehmen schon in einer entsprechenden Phase ist.
Wenn man viel früher raus will, muss man sehr viel höhere Abschläge in Kauf nehmen, das ist klar. Aber wenn es in größeren Runden ist, dann kann man mit ungefähr 30 % Abschlag rechnen, kann frühzeitig rausgehen, hat einen vernünftigen Schnitt gemacht und hat ein Multiple auf sein Investment bekommen. Man hat aber mit der Zukunft natürlich auch nichts mehr zu tun.“


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Olaf Stichtenoth: „Ich kann als Business Angel nicht strukturiert weitere Angels aussuchen, kann aber den Gründern dabei helfen, bei späteren Angels einen Due Diligence Check zu machen. Zum Beispiel die weiteren Startups in dem Portfolio anschauen und dann können die Gründer mit den anderen Gründern des Angels sprechen.
Außerdem kann man als Gründer auch gewisse Vorsichtsmaßnahmen treffen und zum Beispiel kleinere Investoren zusammen poolen. Sodass ein Pool-Führer bestimmt wird und das verhindert, dass die Gründer Diskussionen mit kleinen Angels führen müssen. Diese Zeit, die dabei verloren geht, ist relevant.
Auf der anderen Seite sollten die Gründer auch die Angels nutzen. Die machen Türen auf und die haben unternehmerische Erfahrung. Diese Vorteile sollte man nutzen und es kann auch mal gut sein, einen kritischen Sparringspartner zu haben.
ABER: Angels die zu viel diskutieren wollen, weil sie vielleicht auch mehr Zeit haben, sind nicht sehr hilfreich. Da müssen sich die Gründer auch irgendwo schützen und auch als Angel macht es Sinn, die Gründer in der Richtung zu beraten. Da ist Pooling eine sehr gute Methode, um kleinere Investoren mit reinzuholen. Außerdem wie gesagt eine Due Diligence aufseiten der Business Angels zu machen. Noch wichtiger wird es, wenn man Venture Capital Fonds mit reinholt.“


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Olaf Stichtenoth: „Ich bin jetzt kein Jurist, der da eine Rechtsberatung machen kann. Grundsätzlich versucht man mit Pooling die Stimmen der Gesellschafter so zusammenzufassen, dass sie mit einer Stimme in der Gesellschafterversammlung abstimmen. Das heißt, dass die Gesellschafter in einem Pool sich vorher abstimmen und zu einer Position finden müssen.
Wenn man zum Beispiel 10 Business Angels hat, die jeweils 1 % der Firma halten, dann möchte man nicht, dass die 10 Business Angels mit ihren eher kleinen Anteilen die Gesellschafterversammlung in die Breite ziehen. Die sollen sich vorher einigen und dann ihre finale Stimme in der Gesellschafterversammlung abgeben.
Das erleichtert für die Gründer eine ganze Menge Arbeit und tatsächlich hilft es auch den Business Angels. Später kommt man dann in so Strukturen, dass da VCs sitzen, die auch ganz schön viel Druck machen können. Wenn man als Angels gepoolt ist, dann hat man vielleicht einen, der da noch ein bisschen von profitiert und sich um den ganzen Kram kümmert.“


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Olaf Stichtenoth: „Die Trends im Bereich digitale Geschäftsmodelle sind natürlich sehr vielfältig, weil sich die ganze Welt digitalisiert. Man sieht im Moment, dass sich alle größeren Investoren B2B-SaaS Unternehmen wünschen. Deshalb liegen in dem Bereich gerade die Bewertungen sehr sehr hoch, weil VCs in den Markt von oben reindrängen und es für Business Angels schwierig ist, mit dem ihrem Budget mitzuhalten.
Was der nächste Trend im VC-Bereich ist, kann ich nicht abschätzen. Sonst würde ich da jetzt alles reininvestieren. Das ist immer so mit der Zukunft, dass man die nicht so ganz exakt vorhersagen kann. Es gibt aber natürlich Anhaltspunkte, da kann man sich zum Beispiel die Bereiche anschauen, die noch nicht so sehr digitalisiert sind. In diesen Bereichen werde ich mit einem digitalen Ansatz viel mehr Möglichkeiten haben, disruptive Modelle zu entwickeln und tatsächlich Innovationen schaffen, die den ganzen Markt verändert.“


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Olaf Stichtenoth: „KPIs sind ein sehr wichtiges Thema, um ein Unternehmen vernünftig aufzubauen. Da ich in einer sehr frühen Phase in die Unternehmen einsteige, besteht die Herausforderung darin, die richtigen KPIs zu finden, an denen sich ein Unternehmen entwickeln kann. Um dann in Folgerungen anhand dieser KPIs auch Geld aufzunehmen.
Ganz zentrale KPIs bei Startups, die ein SaaS-Modell haben, ist auf den monatlichen Umsatz zu schauen. Das nennt sich Monthly Recurring Revenue (MRR), also der Umsatz, der tatsächlich vertraglich Monat für Monat wieder reinkommt. Das kann man dann auf den Annual Recurring Revenue (ARR) hochrechnen und das sind meistens die Zahlen, auf denen in späteren Runden mit Multiples die Bewertungen gemacht werden.
In einer ganz frühen Phase kann ich mir halt nur anschauen, was die Gründer in den Bereichen erzielen wollen und welche KPIs sie erreichen möchten. Passt das mit Dingen zusammen, die ich als Business Angel in der Vergangenheit gesehen habe und ist es realistisch, dass sie diese Kennzahlen erreichen. Oder können sie noch viel bessere Zahlen erreichen. Den Fall hat man auch öfter, dass Gründer viel zu tiefgestapelt ins Fundraising gehen.“


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Olaf Stichtenoth: „Es ist natürlich so, wenn ich blind in den Markt investiere, wie ich es zum Beispiel am Aktienmarkt machen kann, dass ich als Business Angel wahrscheinlich keinen Erfolg haben werde. Wenn ich als Business Angel erfolgreich sein will, dann muss ich genau schauen, in welches Unternehmen ich investiere. Je nach Phase sind da sehr unterschiedliche Faktoren entscheidend. Das Team ist immer entscheidend und bei vielen Investments, die ich gemacht habe, gab es eben eine Idee und das Team. Eine Idee ist relativ wertlos und man bekommt die gleichen Ideen als Business Angel relativ häufig auf den Tisch.
Also stellt sich die Frage, ob das Team hinter die Idee das beste Team zur Verwirklichung dieser Idee ist, um mir als Business Angel einen positiven Return zu bringen. Deswegen ist für mich der erste und wichtigste Punkt immer das Team. Und dann natürlich schauen, ob der Markt dafür da ist, haben die eine Vorstellung von Marketing, aber das sind eigentlich alles nachgelagerte Faktoren.
Ich würde jedem raten, erst mal aufs Team zu achten. Wenn das Team auseinanderfliegt, ist mir auch schon passiert, dann hat man meistens größere Probleme zu lösen.
Die Due Diligence ist aus meiner Sicht ein Thema, was bei Startup-Investments oft nicht strukturiert stattfindet und regelmäßig auch nicht stattfinden kann. Due Diligence ist eine Methode, um sein eigenes Risiko zu verringern. Im Venture Capital Bereich sollte es so sein, dass in jeder weiteren Runde das Risiko geringer sein sollte. Das ist auch etwas, was für die Gründer wichtig ist zu verstehen. Es heißt zwar Venture Capital Fonds, aber die Leute sind eher Risikoavers, da sie in späteren Runden reingehen. Business Angels können am wenigsten Risikoavers sein, da sie als Erstes ins Unternehmen reingehen. Als Business Angel ist es sehr schwierig, mit den begrenzten Mitteln eine vernünftige Due Diligence zu machen.
Deswegen denke ich, dass sehr viele Business Angels sagen, dass sie eine Due Diligence machen, aber tatsächlich vertrauen die meisten auf ein Bauchgefühl. Ich mache das auch so, da bin ich ganz ehrlich. Ich schaue mir natürlich den Finanzplan an und überlege, ob ich dem glaube, aber darin steckt es ja schon. Ob ich die Sachen glaube und nicht, ob die Sachen tatsächlich stimmen. Man kann sich natürlich die Unterlagen anschauen, die das Unternehmen bereitstellt und mal den Handelsregisterauszug ziehen. Also eine Basis Due Diligence durchführen, aber die richtige Due Diligence entsteht für mich als Business Angel durch die Gespräche mit den Gründern.“


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Olaf Stichtenoth: „Also Nachfinanzierung ist so ein Thema, was auf verschiedenen Ebenen ganz relevant ist, wenn man als Business Angel irgendwo reingeht. Zum einen ist es so, dass ich mittlerweile die Teams so anschaue, ob sie in der Lage sind, eine Folgefinanzierung auf die Beine zu stellen. In den seltensten Fällen ist es so, dass durch mein Investment die Investitionskette fertig ist und das Unternehmen selbstständig aus dem Cashflow wächst.
Im Regelfall sind irgendwann Folgefinanzierungen nötig und wenn man als Business Angel schon sieht, dass das Team wahrscheinlich dazu nicht in der Lage sein wird, dann macht es kein Sinn, da zu investieren. Das muss man sich an so einem frühen Punkt schon klar machen. Zum anderen ist es so, dass ich die Folgeinvestoren natürlich auch brauche, um aus meiner Investition ein vernünftiges Multiple rauszuholen. Ein Unternehmen muss in unterschiedlichen Stufen neue Bewertungen bekommen und eine hohe Bewertung bei einem Exit erreichen, damit es sich für mich als Business Angel gelohnt hat.
Insofern sind Nachinvestments sehr zentral für die Unternehmen, um da hinzukommen, wo sie hinkommen wollen. Das sollte man von Anfang an mit bedenken.“


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Olaf Stichtenoth: „Die Frage nach dem Risikomanagement ist für Business Angels sehr schwierig zu beantworten. Das ist auch so ein Grundproblem, dass viele Business Angels gar kein Risikomanagement betreiben. Die legen das Geld dann einfach in Startup-Investments an und sehen es eher als Spielgeld.
Wenn man es ernst betreiben will, dann braucht man eben ein Risikomanagement und man muss sich die Frage stellen, inwieweit alle Investments zusammenhängen. Wenn ich alle Investments im gleichen Markt, Branche Region habe, dann kann, führt eine Veränderung in einen der Bereiche dazu, dass mein Risiko wahrscheinlich nicht mehr kontrollierbar ist.
Ich kann mit einer begrenzten Anzahl an Business Angel Investments natürlich kein Risikomanagement betreiben, wie es ein Fondsmanager tut. Ich kann mir aber anschauen, welche Risiken ich bereit bin zu tragen und welches Risikoprofil hat der Anteil meines Vermögens, welches ich in Startup-Investments stecke. Das sollte man sich auch veranschaulichen, wie viele Startups wahrscheinlich pleite gehen werden. Wie viele Unternehmen werden die Investitionssumme zurückspielen und wie viele Unternehmen werden ein relevanten Multiple auf meine Investitionssumme zurückspielen.
Da kann man sich Zahlen anschauen und das führt jetzt aber ein bisschen zu weit in diese Zahlen genau einzusteigen. Da gibt es viele Zahlen da draußen und da kann man sich ein eigenes Modell zu bauen. Das habe ich auch gemacht und dann sieht man, wie viele Investments man tätigen muss, damit man überhaupt ein Risikomanagement betreiben kann.“


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Olaf Stichtenoth: „Ich habe relativ blauäugig angefangen Angel Investments zu machen und einfach in 2-3 Teams investiert, die mir ein bisschen zufällig in meiner Unternehmerkarriere über den Weg gelaufen sind. Das waren jüngere Leute, die eine Idee hatten, die ich spannend fand. Nach dem Motto: die können etwas, was ich nicht kann und umgekehrt – da tun wir uns zusammen. Ich wusste damals auch noch gar nicht, dass man das Angel Investment nennt.
So habe ich meine ersten Investments gemacht, anfangs auch als Tech for Equity. Schnell habe ich aber gemerkt, dass es so nicht funktioniert, vor allem nicht als Angel Investor. Ich bin viel tiefer in die Projekte hineingezogen worden, als ich zuvor gedacht hatte.
Außerdem habe ich gemerkt, dass es an den Projekte oft auch unternehmerisch gehapert hat und dass die jungen Leute zwar teilweise ein gutes Studium und ein paar Jahre Berufserfahrung hatten, aber viel zu wenig Verständnis über die Täler und Berge des Gründer-Daseins. Ich bin da zwar nie Geschäftsführer geworden, habe aber sehr intensiv mit allen Startups arbeiten müssen.
Das größte Learning daraus ist, dass man sich die Teams sehr genau anschauen muss. Sind sie in der Lage das umzusetzen, was sie sich vorgenommen haben? Sind sie auch in der Lage, das gemeinsam zu tun – oder werden sie sich zerstreiten? Bei zwei Super-Alphas gibt es eben viel mehr Konfliktpotential als bei einem ausgewogenen Team mit Leuten, die sich vertrauen und gegenseitig auch den Raum geben, um etwas Großartiges zu erreichen. Das ist der wichtigste Punkt nach meiner Erfahrung.“


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Olaf Stichtenoth: „Prinzipiell ist es immer sehr hilfreich, wenn die Business Angels, die investiert sind, auch in der Down Round mitziehen und mindestens nicht verwässern, aber vielleicht sogar mehr Anteile aufzubauen. Das erzeugt für die Zukunft natürlich mehr Trust. Man sollte es natürlich nur machen, wenn man davon überzeugt ist, dass das Unternehmen auch weiterkommt.
Es gibt ja dieses geflügelte Wort: “Man soll schlechtem Geld kein gutes Geld hinterherwerfen.” Ob man das getan hat, weiß man halt immer erst im Nachhinein. Aber wenn man das Gefühl hat, dass man nur versucht, etwas zu retten, was eigentlich nicht mehr zu retten ist, dann wirklich lieber einen Cut machen.
Aber wenn man noch dran glaubt, die Ziele vielleicht nicht erreicht hat, aber mit dem frischen Geld wieder auf einen grünen Pfad kommt, dann sollte man auf jeden Fall noch mal nachinvestieren. Also nur in dem Rahmen, wie man es auch kann. Man sollte nie mehr Geld investieren als so viel, wie man guten Gewissens in solche Modelle stecken kann. Also als Business Angel nie ein Kredit auf ein Eigenheim aufnehmen oder solche Sachen. Auch nicht auf ein Aktienportfolio, was man als Rente gedacht hat. Das sind wirklich Risikoinvestments.“


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Olaf Stichtenoth: „Was bedeutet Multiple?
Das ist eine ganz gute Frage, weil der Begriff “Multiple” in verschiedenen Bereichen angewendet wird. Üblicherweise wird im Venture Capital Bereich bei Bewertungen davon gesprochen. Wenn ich zum Beispiel bei einer Bewertung von 2 Millionen Euro irgendwo einsteige und ich zu einer Bewertung von 10 Millionen aussteige, dann habe ich einen groben Multiple von 5. Das stimmt nicht ganz, weil ich wahrscheinlich auf dem Weg dahin ein bisschen verwässert bin. Das ist aber erst mal so die Grundidee vom Multiple.
Es gibt aber auch andere Bereiche, wo im Venture Capital von Multiples gesprochen wird. Das ist, wenn Bewertungen anhand von Kennzahlen produziert werden. Da habe ich ganz oft zum Beispiel die Kennzahl Monthly Recurring Revenue (MRR) und dann nehme ich diese Kennzahl mit einem Multiple von zum Beispiel 100. Damit berechne ich dann eine Bewertung, die für eine Series A eine solide Basis bildet. Es ist wahrscheinlich nicht genau der Wert, auf dem die Finanzierungsrunde stattfindet, aber es wird sich an solchen Multiples orientieren.“


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Olaf Stichtenoth: „Prinzipiell muss man sich als Business Angel die Frage stellen, wie viel Geld ich in Startups investieren kann. Außerdem, ob ich an dem Punkt bin, dass ich auch in Startups investieren möchte. Aus meiner Sicht sollte man in der Lage sein, ein paar Investments zu tätigen. Das kann natürlich jeder anders sehen.
Ein Investment als Business Angel fängt meiner Meinung nach bei 25.000 Euro pro Unternehmen an. Das heißt, wenn ich 10 Investment machen will, dann muss ich 250.000 Euro zur Verfügung haben, auf die ich in keiner Weise angewiesen bin. Das sind wirklich Risikoinvestments, die haben auch das Potenzial, ein hohes Multiple zu erreichen und entwickeln sich vielleicht besser als andere Investitionen in Güter oder Unternehmen. Aber die tragen eben auch andere Risiken. Man sollte nie ein Kredit auf ein Eigenheim nehmen und damit Angel Investitionen machen. Außerdem sollte man auch keine Aktien beleihen, die man vielleicht für seine Rente gedacht hatte. Dieses Geld lässt man in seinen Aktien, ETFs oder in seinem Eigenheim und tilgt vielleicht erstmal irgendwelche Kredite.
Angel Investments sollte man wirklich nur mit dem Geld machen, welches man frei zur Verfügung hat. Es tut immer weh, wenn man Geld verliert, aber es darf eben nicht so richtig wehtun. Es darf einem keine relevanten Probleme erzeugen. Manchmal fühlt es sich so an, dass die Startup-Investments eine sichere Sache sind und die Founder verkaufen es auch so, sie sind es aber nicht.
Als Eigenkapitalinvestor ist man der Letzte in der Kette, wenn es irgendwie schief geht. Im Regelfall bekommt man im Insolvenzfall wirklich nichts zurück. Das muss man sich klar machen. Wenn ich jetzt nur 10.000 – 15.000 Euro als quasi Spielgeld habe, dann kann man sich einen erfahrenen Business Angel suchen, der Geld von anderen Leuten mit in seine Investments mit reinnimmt. Ich mache sowas nicht.
Außerdem kann man über Crowdinvesting-Plattformen oder Angel Clubs gehen, wo man eben mit kleineren Summen teilnehmen kann. Ab einem gewissen Betrag kann man auch in kleinere VCs investieren.“


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Olaf Stichtenoth: „Als Business Angel sollte man vor allem einen positiven Impact auf das Team zu haben. Zum anderen muss ich mich aber auch raushalten und akzeptieren, dass die ihre eigenen Learnings und Fehler machen müssen. Ich darf da als Business Angel nicht zu dominant auftreten, aber die Gründer auch davor bewahren, Fehler zu machen, die sehr teuer sind und vielleicht auf die nächste Finanzierungsrunde in Gefahr bringt.
Das ist so ein Balanceakt, den man so über die Jahre als Business Angel lernen kann. Ich habe viele Investments mit anderen Angels zusammen und da sehe ich große Unterschiede der Investoren-Typen. Manche Business Angels sind auch eine Bürde für die Gründer, also auch die Gründer sollten eine gute Due Diligence machen, was die Angels angeht. Wenn ich jemanden habe, der zu konzernbezogen an ein Startup rangeht und in einer zu frühen Phase auf detaillierte Reportings legt, dann wird es dem Team nicht helfen.
First-Time-Angels sind manchmal auch ein bisschen ein Problem, weil die große Angst haben, ihr einziges Investment in den Sand zu setzen. Man muss eine Bereitschaft für das Risiko haben und es heißt ja auch Risikokapital. Auf der anderen Seite steht die Erwartung, dass da sehr viel mehr draus wird und das muss ich matchen. Die Amerikaner sagen immer: “There is nothing like a free lunch” und da ist schon was dran. Ich muss etwas in Startups reingeben, muss es aber in der Balance halten, dass das Startup auch was damit anfangen kann.“


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Olaf Stichtenoth: „Auch was die weiteres Folgefinanzierungen angeht, muss man sich als Business Angel überlegen, an welcher Stelle man in dem großen Spiel steht. Wenn die Runden zu groß werden und man als Angel kein Gewicht mehr hat, verwässert wird und die Liquidationspräferenz beeinflusst wird, dann kann es sein, dass man von der vielen Arbeit, die man reingesteckt hat, nicht mehr so richtig profitiert. Einfach aus dem Grund, weil andere Leute vertraglich überlegen sind.
Man muss sich auf klar machen, dass man für einen großen VC als Business Angel keine Relevanz hat. Man liefert keinen zukünftigen Mehrwert für die VCs. Ab einer bestimmten Stelle muss man sich als Business Angel auch mit dem Thema Secondary auseinandersetzen. Ist vielleicht ein Punkt erreicht, wo ich bereit bin auszusteigen und die großen Jungs und Mädels ranlasse.
Das will man als Business Angel manchmal nicht sehen. Ego ist ja auch ein Thema, mit dem man sich kritisch auseinandersetzen sollte, weil das Ego einem ganz oft im Weg steht. An dem Punkt wirklich überlegen, wo man steht und bis zu welcher Stelle es Sinn macht, dabei zu bleiben.
Man merkt es auch, wenn man mit größeren Fremdkapitalfonds oder Fremdkapitalgebern spricht. Das sind einfach regelmäßig größere Haifische als das was ich jetzt so unter den Business Angels kenne. Es ist einfach wichtig zu wissen, wann ich mitspielen kann und wann ich mir vielleicht besser ein anderes Spielfeld suche.“


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Olaf Stichtenoth: „Was ich noch ganz spannend finde, ist, dass mir über die Jahre klar geworden ist, wann ein Geschäftsmodell skalierbar ist und wann es eben nicht so gut skalierbar ist. Das sind Dinge, die man wieder sehr gut daran ablesen kann, wie Marketing und Vertrieb strukturiert sind. Wie zum Beispiel auch Onbording von Kunden in den Startup-Teams gedacht wird. Immer wenn ich ein Menschen basiertes Wachstum habe, dann schaffe ich mir in der Skalierung Probleme.
Wenn ich einen komplexen Support- und Onboarding-Prozess habe und in der Skalierung immer mehr Mitarbeiter einstellen muss, dann ist das meine Schallmauer, gegen die ich stoße und nicht mehr wachsen kann. Das sind so Stellschrauben, die man sehr früh erkennen kann und als Angel auch einen relevanten Einfluss haben und sagen kann: “Moment mal, wie habt ihr euch euer Wachstum vorgestellt? Wie wollt ihr wachsen und ist es überhaupt realistisch?”.
Die gut skalierbaren Geschäftsmodelle sind solche, die technologisch wachsen und nicht auf Menschen oder Personal basiert. Natürlich brauchen Menschen auch etwas zu tun, aber das ist nicht die Aufgabe der Unternehmen, dies zu lösen, sondern eine gesellschaftliche Frage. Wenn man in ein Unternehmen reinmöchte, welches stark skaliert, dann hat man immer ein Problem, wenn es zu Menschen basiert ist.“


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Olaf Stichtenoth: „Ich als Business Angel gehe regelmäßig an meine Unternehmen ran und sage: ‚Ok, was können wir tun, um eine weitere Finanzierungsrunde vernünftig auf die Beine zu stellen? Was ist nötig und was fehlt noch?‘ Da muss man sich manchmal ein bisschen die Story anschauen und welche Traction man hat. Also welche Ziele können wir auch im Thema Vertrieb und Marketing mit dem Geld erreichen, welches wir aus der letzten Finanzierungsrunde bekommen haben. Damit die Folgefinanzierung attraktiv und zu guten Konditionen ist.
Das ist eigentlich ein schönes Thema, weil man da in der Regel auf einer Linie mit den Gründer ist. Es wird das Ziel einer vernünftigen Bewertung in der Folgerunde angestrebt. Das ist erstmal eine gute Sache und man kann da versuchen zu helfen. Den Gründern auch mit seinen Erfahrungen zu Seite stehen und ihnen sagen, was da auf sie zukommt. So eine Folgerunde ist meistens schwieriger als die erste Runde. Von den Verträgen, Verhandlungen und Due Diligence her. Tatsächlich ist es ja so, dass die meisten Business Angels keine richtige Due Diligence machen.
So ein größerer Fond, dann passiert schon eine richtige Due Diligence. Da treten dann auch Dinge auf, die man vielleicht nicht so bedacht hat. Es sind auch teilweise so kleine Dinge, die den Ablauf verzögern. Das ist auch so das Schlimmste, weil so diese Kleinigkeit ein Misstrauen auslösen können.
Vertrauen ist in der ganzen Wirtschaft der Schmierstoff, dass Dinge reibungslos funktionieren. Wenn man alles auf einer vertraglichen Ebene versucht zu lösen, dann wird man sehr langsam und man kommt nicht vorwärts. Durch Vertrauen kann man Dinge gemeinsam machen und für mich ist es für Gründer und Business Angels ein sehr hoher Wert, der auch sehr wertvoll behandelt werden sollte. Das Vertrauen, das man hat und andere Leute teilhaben lässt, sollte nicht missbraucht werden. Eine transparente und offene Kommunikation ist dabei entscheidend.“


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Olaf Stichtenoth: „Eine Down Round ist eine Runde, die zu einer niedrigeren Bewertung durchgeführt wird, als die Runde davor. Also eine Runde, die sozusagen nach unten zeigt. Die ist immer sehr schlecht für die Psyche für alle Beteiligten. Vom Prinzip und Gefühl her hat man eben Geld vernichtet, obwohl die Bewertung in der vorherigen Runde vielleicht zu hoch angesetzt war.
Dann wurden eben die Ziele nicht erreicht und es besteht die Gefahr, dass das Startup gar keine Folgefinanzierung bekommt oder eine Down Round. Das ist so der Punkt, wo sich eigentlich alle Beteiligten lieber für die Down Round entscheiden, weil sonst der Traum ausgeträumt ist. Durch eine Down Round werden vielleicht die Hoffnungen etwas nüchterner, aber es geht zumindest erstmal weiter.
Es ist eine Frage, die sich alle Beteiligten sehr ernsthaftig stellen müssen. An bestimmten Stellen kommt man da aber nicht drum rum, wenn sich das Startup an der einen oder anderen Stelle ein bisschen verpokert hat. Vielleicht auch, weil die erste Bewertung zu hoch war und dann macht man halt eine Down Round. Dadurch geht die Welt auch nicht unter.
Eine Down Round sollte man immer so klein wie möglich machen. Das gilt natürlich für alle Investitionsrunden, aber bei einer Down Round noch mehr, dass man es vielleicht in einer Bridge-Finanzierung verpackt. Man kann auch über ein Wandeldarlehen gehen, es ist für alle Beteiligten immer angenehmer, wenn man es schafft, eine Finanzierungsrunde zu den alten Bewertungen zu machen und es dann als Bridge-Finanzierung bezeichnet.
Es sind ja auch alles nur Begriffe, es hat ja keine rechtliche Konsequenz, ob es eine Bridge Finanzierung oder Down Round ist. Es ist kein Weltuntergang, sich auf die Down Round einzulassen, aber man verwässert dann natürlich stärker, als man sich das so vorgestellt hat.“


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Olaf Stichtenoth: „Es ist ganz entscheidend, mit welchen Angels man zusammen an Bord ist. Ich habe einen Fall gehabt, wo ich als erster Business Angel an Bord war, und später ist ein anderer Angel aus einem Corporate Hintergrund dazugekommen. Der hat sehr viele Reportings verlangt und die allgemeine Herangehensweise war eine andere als meine und der Gründer.
Der hat versucht, Einfluss auf die Kapitalstruktur im Unternehmen zu nehmen und in dem Fall war es relativ leicht, an unverbürgtes Fremdkapital zu kommen und da war der Angel aus dem Corporate Bereich relativ lange dagegen. In einem Startup ist die Fremdkapitalquote eigentlich nicht so wichtig. Natürlich muss der Kredit von der Unternehmensbewertung abgezogen werden, weil es ein negativer Wert ist, aber er wird eben nur einmal abgezogen.
Wenn ich aber durch einen Kredit einen Faktor von 2 oder 3 erzielen kann, dann hat der Kredit im Endeffekt kaum einen Effekt. Die Wertsteigerung durch so einen Kredit ist dann sehr wertvoll. Das ist auch noch so ein Punkt, Eigenkapital ist relativ teuer und Fremdkapital ist auch bei einem Zinssatz von 12 % noch relativ günstig. Solche Möglichkeiten sollte man halt mitnehmen.
Ich kann als Business Angel nicht strukturiert weitere Angels aussuchen, kann aber den Gründern dabei helfen, bei späteren Angels einen Due Diligence Check zu machen. Zum Beispiel die weiteren Startups in dem Portfolio anschauen und dann können die Gründer mit den anderen Gründern des Angels sprechen.
Außerdem kann man als Gründer auch gewisse Vorsichtsmaßnahmen treffen und zum Beispiel kleinere Investoren zusammen poolen. Sodass ein Pool-Führer bestimmt wird und das verhindert, dass die Gründer Diskussionen mit kleinen Angels führen müssen. Diese Zeit, die dabei verloren geht, ist relevant.
Auf der anderen Seite sollten die Gründer auch die Angels nutzen. Die machen Türen auf und die haben unternehmerische Erfahrung. Diese Vorteile sollte man nutzen und es kann auch mal gut sein, einen kritischen Sparringspartner zu haben.
ABER: Angels die zu viel diskutieren wollen, weil sie vielleicht auch mehr Zeit haben, sind nicht sehr hilfreich. Da müssen sich die Gründer auch irgendwo schützen und auch als Angel macht es Sinn, die Gründer in der Richtung zu beraten. Da ist Pooling eine sehr gute Methode, um kleinere Investoren mit reinzuholen. Außerdem wie gesagt eine Due Diligence aufseiten der Business Angels zu machen. Noch wichtiger wird es, wenn man Venture Capital Fonds mit reinholt.“


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Olaf Stichtenoth: „Also ich investiere in digitale Geschäftsmodelle, weil ich aus dem Bereich komme. Ich habe als Unternehmer sehr lange eine Software-Agentur geführt und auch gegründet. Dadurch habe ich einfach ein Zugang zu digitalen Modellen und die ersten Investitionen als Business Angel waren auch digitale Geschäftsmodelle und SaaS-Modelle. Dadurch habe ich in dem Bereich eine Expertise aufgebaut.
Wie kann man so was vermarkten? Wie kann so was wachsen? Was sind die Stolpersteine und wo kann man technisch helfen? Das sind alles so Baustellen, wo ich mich orientieren kann, um ein Investment zu machen. Ich kann diese Modelle einfach besser einschätzen.
Der andere Grund ist die Skalierung. Digitale Geschäftsmodelle lassen sich anders skalieren als analoge Modelle. Um einen weiteren Kunden bei digitalen Geschäftsmodellen zu gewinnen, habe ich keinen wirklichen Mehraufwand auf der Kostenseite. Das nennt man Null-Grenzkosten und das ist so eine Hypothese, die nicht ganz richtig ist. Im Großen und Ganzen trifft sie aber zu.
Dadurch kann ich ein digitales Geschäftsmodell ganz anders skalieren als ein analoges Geschäftsmodell. Für mich braucht ein Startup, um überhaupt interessant zu sein, mindestens eine relevante digitale Komponente.“


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Olaf Stichtenoth: „Also Business Angel als Geschäftsmodell ist ein Thema, was mich schon ziemlich lange umtreibt, weil wenn ich etwas tue, dann gehe ich da unternehmerisch dran und dann möchte ich als Summe Geld verdienen. Wenn ich als Business Angel Geld verdiene, dann muss ich in der Lage sein, mehr zu erreichen, als wenn ich mein Geld zum Beispiel in einen marktbreiten ETF stecke.
Damit unterscheide ich auch Business Angel als Geschäftsmodell und Business Angel als Hobby. Als Hobby muss ich keinen monetären Output erzielen, da kann ich mich mit etwas Nettem beschäftigen. Wenn ich aber mit meinem Startup-Portfolio den breiten Markt schlagen will, dann muss ich mir auch grundsätzliche Fragen stellen. Welche Risiken habe ich da drin? Welche Pleitenwahrscheinlichkeiten habe ich? Welche Multiples brauche ich, damit ich einen höheren Output erzielen kann, als wenn ich mein Geld irgendwo hinstecke und nichts tue. Das ist für mich die Benchmark.
Um als Business Angel Geld zu verdienen, muss man sich erst ein paar grundsätzliche Fragen stellen:
Wie viel Geld habe ich zur Verfügung und auf wie viele Investments kann ich es verteilen?
Wenn ich mindestens 10 Investments machen kann, mit dem Teil des Geldes, den ich in Business Angel Aktivitäten stecken möchte, dann kann ich mehr oder weniger anfangen, statistisch auf mein Portfolio zu schauen.
Wenn man nicht 10 Investments tätigen kann, besser wären noch 20, dann muss der Ansatz ein anderer sein. Bei wenigen Investments muss der Business Angel selber wichtige Komponente neben dem Geld mitbringen. Also zum Beispiel Know-how und Netzwerk, dass die Pleitewahrscheinlichkeit reduziert werden kann. Grob gesagt geht ein Drittel der Unternehmen pleite, es ist natürlich auch von der Runde abhängig, bei Frühphaseninvestments vielleicht auch noch ein bisschen mehr.
Ein weiteres Drittel wird keinen positiven Return zurückzahlen, höchstens das investierte Geld. Der ganze Rest muss eben Gewinn und Investment zurückspielen. Wenn ich nicht sehr viele habe, dann darf ich mir natürlich auch nicht viele Ausreißer leisten. Da muss ich mit wenigen Investments erfolgreich sein. Wenn man mehr machen kann, dann kann man es eher statistisch betrachten und kann durchaus Portfolioansätze mit reinbringen. Da kann man auch in Branchen investieren, wo man selbst nicht tätig ist.“


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Olaf Stichtenoth: „Ganz grundsätzlich ist es so, dass wenn man sich ein Unternehmen anschaut und es nicht klar ist, wie es in Folgerunden Kapital aufnehmen kann, dann ist man als Business Angel meistens nicht am richtigen Unternehmen dran. Unternehmen im Venture Capital Bereich wachsen in der Regel so, dass sie Business Angel Kapital aufnehmen, damit so ein Proof of Concept oder Proof of Market machen.
Damit eine Pre-Seed- oder Seed-Runde aufnehmen, damit beweisen, dass sie ein bestimmten Markt aufknacken können und in Richtung Series A und B immer mehr Geld aufnehmen. Es wird immer leichter, Geld aufzunehmen, wenn es nur um Wachstum geht und Kennzahlen basiert, das zu skalieren, was schon bewiesen wurde.
Wenn ich als Business Angel nicht weiß, wie das in der Zukunft passieren soll, dann würde ich auf jeden Fall nicht investieren.
Da gibt es ganz viele Beispiel. Zum Beispiel das Agenturgeschäft, das ist kein VC-Modell. Ich kann in so ein Modell mit einer stillen Beteiligung reingehen und da brauche ich auch keine komplexen Verträge. Das gibt es alles und ich mache so Sachen auch, das sehe ich aber nicht als Business Angel Investment. Ein Agenturgeschäft ist nicht in dem Maße skalierbar.
Das Gleiche betrifft den Bereich der Beratung oder ein Thema, was zu sehr in einer Nische ist. Wo man eine bestimmte Nische hat, die man auch schnell erobern kann, aber dann gibt es keine Idee, wie man aus der einen Nische in die nächste Nische gehen kann. Es ist immer gut, in einer Nische anzufangen, aber wenn mein Gesamtmarkt zu klein ist, dann werde ich nicht in der Lage sein, bestimmte Multiples zu erreichen, die mein Risiko rechtfertigen. Wenn ich mein Risiko nicht rechtfertigen kann, dann darf ich als Business Angel da nicht einsteigen. Dann sind die Bewertungen auch oft nicht gerechtfertigt.“


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Olaf Stichtenoth: „Ich bin Olaf und 48 Jahre alt, aktuell im Jahr 2022. Ich habe ein unternehmerisches Leben bis heute geführt und habe vor 15 Jahren eine Softwareagentur gegründet. Nebenbei habe ich noch ein paar andere Unternehmen im digitalen Bereich gegründet und auch erfolgreich verkauft. Seit 8 Jahren mache ich Angel Investments.
Für mich heißt ein Angel Investment in erster Linie, dass es zum einen ein relativ junges Unternehmen ist, also ich investiere gerne als erster Investor und auch in Pre-Revenue. Ich schaue hauptsächlich aufs Team, das heißt, dass ich auch mindestens zwei Gründer brauche. Ich mache keine Investments in Einzelgründer und ich investiere gerne an Stellen, wo ich einen relevanten Impact habe und wo ich mit meiner unternehmerischen Erfahrung helfen kann.
Das ganze muss natürlich mit Geld gehebelt werden, denn ein junges Unternehmen braucht in der Regel einen bestimmten Betrag, um zu beweisen, dass der Markt, den sie sehen, auch wirklich da ist. Das heißt, dass ich jemand bin, der ganz gerne einen Proof of Concept finanziert oder ein MVP. Also ich gehe in sehr frühen Phasen rein und ich arbeite auch sehr intensiv mit den Gründern zusammen.
Ich mache die Investments alle zusammen mit meiner Frau, die in Statistik promoviert. Wo wir als Team gut helfen können ist relativ breit aufgestellt. Wir haben beide einen unternehmerischen und Software Hintergrund. Das heißt, ich kann bei technischen Fragestellungen, bei Marketing und Fundraising helfen. Meine Frau dabei helfen, wenn es mehr in vertriebliche Dinge reingeht.
Der zweite wichtiger Punkt für unsere Investments sind Leute, die auch Menschen wie uns an Bord haben wollen. Wir stellen nicht einfach einen Koffer mit Geld hin und warten darauf, dass ein größerer Koffer zurückkommt. Wir gestalten aktiv und das müssen die Gründer auch wollen und mögen.
Der dritte Punkt ist, dass das Unternehmen ein relevantes Problem lösen sollte. Ein relevantes Problem heißt auch in einem gesellschaftlichen Kontext sinnvoll sein. Unternehmen, die eine Idee haben, mit der man so auf die Schnelle reich werden kann oder so interessieren mich einfach gar nicht. Mich interessieren ökologische und gesellschaftliche Themen. Für mich muss nicht alles so mega Öko-Unternehmen sein, für mich reicht es, dass es dieses Geschäftsmodell geben sollte. Das löst das Problem von jemandem und das macht irgendwas besser.
Ich muss nicht von allen Stellen überzeugt sein, man kann durchaus ein Modell haben, wo man eine Problematik hat und ein Stück eines Industriezweiges irgendwie grüner macht. Dann muss ich nicht den Industriezweig gut finden, aber es ist wichtig, dass dieser Teil und dieses Umweltproblem in diesem Zweig gelöst wird. Wir haben als Unternehmer einen sehr großen Einfluss auf die Gesellschaft und den sollten wir auch aktiv wahrnehmen und das wünsche ich mir auch von den Gründern. Das wir gemeinsam die Welt ein Stückchen besser machen.“


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Olaf Stichtenoth: „Also man kann sich immer einen tollen Pitch anschauen. Viel entscheidender ist aber der Finanzplan. Nicht, weil der genauso eintreten wird, sondern weil es einem die Idee gibt, wie sich die Gründer vorstellen, ihr Unternehmen zu entwickeln. Das ist etwas, wo ich mittlerweile sehr genau draufschaue.
Wie haben die ihr Personal geplant? Wie entsteht das Wachstum? Ist es eher ein Vertrieb oder Marketing getriebener Ansatz? Das lässt sich alles aus dem Finanzplan rauslesen, bis hin zu den Sachen: Wo sehen sich die Gründer? Wo haben die sich einsortiert?
Da hat man häufig so Themen wie Marketing, Vertrieb und Produkt. Wenn alle drei Gründer unter Produkt stehen, dann macht mich das als Business Angel skeptisch. Da frage ich dann noch mal genauer nach, ob es zufällig so entstanden ist oder sehen die sich alle drei im Produkt. Ein Produkt alleine verkauft sich halt nicht.
Es ist jetzt nicht so, dass ich ganz schlechte Erfahrungen damit gemacht habe, wenn alle drei Gründer in der gleichen Disziplin sind. Es ist aber so, dass ich bei Sachen, die schief laufen, versuche, Einfluss zu nehmen. Bisher hat das immer gut geklappt, ich habe aber ein Unternehmen, was so ein bisschen mein Sorgenkind ist. Da ist es so, dass sich zwei von drei Gründer sehr stark auf das Produkt fokussiert haben und sehr viel Software entwickelt wurde. Es gab aber zu wenig Kunden, um auf das Feedback zurückgreifen zu können.
Das ist so ein Thema, was man etwas frühzeitiger hätte sehen können. Wenn man da besser gegengesteuert und Einfluss genommen hätte, dann hätte sich das Unternehmen vielleicht eine gewisse Zeit gespart und hätte es auch bei Follow-on Finanzierungsrunden einfacher.“


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Olaf Stichtenoth: „Eins der Probleme bei dem Wandeldarlehen ist, dass man normalerweise eine Schwelle definiert und diese Schwelle ist dann eine Investitionsrunde, wo zum Beispiel 1 Millionen Euro Eigenkapital zufließt. Erst wenn diese Schwelle erreicht wird, dann wird auch gewandelt. Wenn das Unternehmen aber zwischendurch Kapital braucht und eine Bridge-Runde macht, dann nimmt das Startup neues Kapital auf.
Das bedeutet, dass die bisherigen Träger der Wandeldarlehen nicht gewandelt und auch nicht verwässert werden. Das ist ein Punkt, welchen Gründer häufig nicht beachten.
Ein weiterer Punkt ist, dass ich als Träger eines Wandeldarlehens kein Gesellschafter bin. Die Rückzahlung des Wandeldarlehens steht aber auch nicht vor anderen Darlehen. Trotzdem bin ich im Insolvenzfall erstmal ein Schuldner und kein Gesellschafter. Das wird anders behandelt und hat eventuell auch andere Mithaftungsrisiken für die Gründer. Das sind wichtige Themen. Ich bin da kein Experte und da sollte man sich von Experten beraten lassen.
Es ist auch ein Vorteil, wenn man Leute auch direkt als Gesellschafter im Startup hat. Die stehen dann einfach auf einer anderen Stufe und dann gibt man Eigenkapital aus. Wenn man mit Eigenkapital ohne Verschuldung pleite geht, dann haben die Gesellschafter ganz andere Rechte, als wenn sie Fremdkapitalgeber sind.
Ein weiteres Problem für die Gründer ist, wenn die Runde überhaupt nicht zustande kommt. Es gibt immer so ein Ablaufdatum für ein Wandeldarlehen und dann gibt es eine Zwangswandlung. In den meisten Fällen ist die Zwangswandlungsbewertung niedriger als die Zielwandlungsbewertung, also niedriger als das Cap. Manchmal auch nicht, es kommt immer darauf an, was verhandelt wurde. Was ich aber im Markt so sehe, ist, dass die Zwangswandlung um ca. einen Faktor 1,5 niedriger ist.
Dann kann es natürlich sein, dass plötzlich sehr viel Equity reinkommt, was sich die Gründer nicht ganz so vorgestellt haben. Das ist wieder so eine Sache, Equity bringt für alle beteiligten Sicherheiten und es bringt klare Rechte für Business Angels mit. Tatsächlich steht in den meisten Verträgen von Wandeldarlehen, dass die Business Angels Gesellschafter ähnliche Rechte haben. Aber als echter Gesellschafter steht halt ganz viel zum Beispiel im GmbH-Gesetz und man hat standardisierte Rechtsstrukturen. Gerade was Informationspflichten angeht, vereinfacht es viele Stellen.
Außerdem ist klar, wie die Beteiligung ist, man verwässert danach gemeinsam und Business Angel und Gründer ziehen viel mehr an einem Strang. Ich bin da gar nicht so entschieden, was ich für mich besser finde. Auch das Argument, dass Wandeldarlehen so viel günstiger sind, sehe ich nicht so, da die Notarkosten bei kleinen Runden überschaubar sind, also wenn man einen vernünftigen Notar hat.
Das ist vielleicht auch so eine Sache, Notare rechnen zwar nach der Gebührenordnung ab, aber die kann auch sehr unterschiedlich ausgelegt werden. Es lohnt sich für Gründer und Business Angels zu fragen, was es bei dem Notar kostet. Oder eben einen Notar zu haben, dem man vertrauen kann.“


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Olaf Stichtenoth: „Zum einen schaue ich mir die Menschen an und verlasse mich auch auf meine Erfahrung. Ich habe in meinem Leben sehr viele Job-Interviews geführt, Menschen eingestellt und den ein oder anderen Menschen auch gekündigt. Nie aus betriebsbedingten Gründen, sondern immer aus spezifischen Gründen. Darüber habe ich ein ganz gutes Bauchgefühl dafür entwickelt, welche Menschen vielleicht bestimmte Sachen können.
Der zweite ganz wichtige Punkt ist das Vertrauen. Ist das ein Mensch, der offen und ehrlich mit mir spricht oder jemand, der mir eine Welt schön malt, die es gar nicht so gibt. Da habe ich für mich entschieden, dass ich nur mit Leuten arbeiten will, mit denen ich auch offen und ehrlich reden kann. Damit bin ich bisher ganz gut mit meinen Business Angel Investments gefahren.
Außerdem schaue ich mir die Personen im Team an und wie gut sie sich gegenseitig ergänzen. Wenn ich drei Technologen in einem Team haben, dann ist es wahrscheinlich schwierig, Marketing und Vertrieb aufzubauen oder ein richtiges Projektmanagement zu machen. Aber wenn ich drei BWLer im Team habe, dann wird es wahrscheinlich schwierig, eine Technologie aufzubauen. Man kann Expertise dazu kaufen, aber es ist immer besser, wenn man in den Bereichen ein gewisses Grundverständnis hat.“
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